AKTIEN & MÄRKTE UNTERNEHMEN FONDS ZERTIFIKATE ROHSTOFFE LEBENSART
Die Gastbeitrag
handelt es sich in dem Beispiel um einen
Steuerzahler an der Spitze der Einkommensverteilung.
Befürworter einer solchen
Belastung werden außerdem darauf
verweisen, dass es sich hier ‚nur‘ um eine
Grenzbelastung handelt, also die zusätzliche
Steuer, gemessen in Prozent des
Einkommenszuwachses. Für die Frage,
ob die Investition überhaupt durchgeführt
wird, ist diese Grenzbelastung aber
entscheidend. Wie wirkt sich die Steuer
auf die durchschnittliche Belastung aus,
also das Verhältnis aus dem gesamten
Einkommen und den Steuern, die der
Unternehmer insgesamt zahlt? Nehmen
wir an, dass das bereits vorhandene Eigenkapital
des Betriebs beispielsweise
eine Million Euro beträgt. Darauf würden
weitere 10.000 Euro Vermögensteuer
anfallen. Die durchschnittliche Steuerbelastung
des Gesamteinkommens steigt
dann durch die Vermögensteuer von 42
auf 48 Prozent – also immer noch sehr
deutlich.
Ausweichreaktionen und andere Probleme von
Nettovermögensteuern
Wenn der Unternehmer seinen Wohnsitz in Deutschland hat, kann
er der Steuer durch Verlagerung der Investition ins Ausland nicht
entgehen. Bei ihm wäre auch Auslandsvermögen steuerpflichtig. Er
kann der Steuer auch nicht dadurch entgehen, dass er sein Kapital
auf dem Bankkonto lässt. Er müsste das Geld schon für Urlaubsreisen
oder anderen Konsum ausgeben, es an seine Kinder verschenken,
falls vorhanden, oder ins Ausland umziehen. Ob der Unternehmer
in unserem Beispiel wegen der Vermögensteuer in Höhe von 20.000
Euro pro Jahr einen Umzug ins Ausland erwägen würde, mag man
bezweifeln. Aber letztlich ist die Aussagekraft von Beispielen begrenzt.
Viele Unternehmer haben weit mehr Kapital in ihren Betrieben
gebunden, entsprechend stärker wäre die Belastung und der
Anreiz, Investitionen zu unterlassen oder sogar abzuwandern.
Vier weitere Aspekte sprechen gegen Nettovermögensteuer und
erklären, warum viele Länder sie abgeschafft haben:
● Erstens erfordert sie eine genaue Durchleuchtung der Privatsphäre
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der Besteuerten. Schmuck, Gemälde, teure Teppiche,
all das muss erfasst werden, um Steuervermeidung zu
verhindern.