AKTIEN & MÄRKTE UNTERNEHMEN FONDS ZERTIFIKATE ROHSTOFFE LEBENSART
keine überzeugende Antwort. Deutschland würde einen steuerpolitischen
Sonderweg einschlagen. Dieser signalisiert heimischen
wie ausländischen Investoren, Deutschland zu meiden. Eine begrenzte
Umverteilung würde mit dem Risiko erheblicher Wachstumseinbußen
erkauft. Die negativen Wachstumseffekte kann
man dämpfen, indem man Betriebsvermögen von der Besteuerung
ausnimmt. Dann hat man aber eine hochgradig unfaire Steuer,
bei der Steuerzahler mit ähnlichem Vermögen sehr unterschiedlich
behandelt werden. Außerdem öffnet man Steuervermeidungsstrategien
Tür und Tor. Angesichts einer seit vielen Jahren steigenden
Steuereinnahmenquote und fallenden Zinsausgaben ist die These,
der Staat benötige höhere Einnahmen, nicht sonderlich überzeugend.
Angesichts der negativen Wachstumswirkungen wäre ohnehin
zweifelhaft, ob der Staat am Ende höhere Einnahmen hätte.
Gibt es bessere Instrumente, um zu einer gleichmäßigeren
Vermögensverteilung zu kommen? Grundsätzlich haben
einzelne und international stark integrierte Länder wie
Deutschland nur begrenzte Möglichkeiten, Steuerzahler
mit hohen Vermögen stärker zu belasten. Dennoch gibt es
eine Reihe von Ansatzpunkten:
● Man könnte die Einkommensteuer überprüfen im Hinblick
darauf, Wertzuwächse bei nicht selbst genutzten
Immobilien steuerlich besser zu erfassen.
● In der Erbschaftsteuer sollte man die Privilegierung von
Betriebsvermögen und selbst genutzten Immobilien abschaffen
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und einen einheitlichen, niedrigen Steuersatz in
Höhe von beispielsweise 8 Prozent einführen. Dadurch
würde die Existenz von mittelständischen Unternehmen
nicht gefährdet.
● Man könnte Vermögensbildung wirksamer als bisher
fördern durch Ideen wie Mietkauf oder die derzeit diskutierte
Einführung eines Bürgerfonds, der die außerordentlichen
Finanzierungskonditionen des deutschen
Staates nutzt, um für alle Bürger Vermögen zu bilden.
Wiederabdruck ifo Standpunkt 207
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