Prinz Abdulaziz bin Salman tönte eine Woche
vor dem Angriff, dass das Königreich
den Börsengang von Aramco „so schnell
wie möglich“ anstrebe. Man wollte die ersten
Aktien – es sollte mit einem Prozent gestartet
werden – zunächst an die heimische
Börse bringen und im Jahr 2020 dann an
einen internationalen Handelsplatz, wahrscheinlich
London. Nun kommt all das mit
27 BÖRSE am Sonntag · 48/19
einiger Verspätung.
Aber immerhin – es kommt.
Der Verkauf von Anteilen an Aramco ist das
Prestigeprojekt von Kronprinz Mohammed
bin Salman. Er wollte die Verkaufserlöse in
neue Industrien investieren, um die saudische
Wirtschaft jenseits von Öleinnahmen
zu diversifizieren. Sein Plan sah vor, erst
einmal fünf Prozent der Aramco-Anteile zu
platzieren und damit 100 Milliarden Dollar
zu erlösen. Daraus wird nun nichts.
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AKTIEN & MÄRKTE UNTERNEHMEN FONDS ZERTIFIKATE ROHSTOFFE LEBENSART
Verschwiegener Gigant publiziert Zahlen
Unter Analysten und Bankern wird nun diskutiert, was Aramco
unter den neuen Vorzeichen wohl wert sein könnte. Die
saudischen Agenten verbreiten das Argument, der profitabelste
Konzern der Welt erleide in Wahrheit keinen nennenswerten
Schaden und strotze vor Ertragskraft. Tatsächlich zeigt ein
Blick in die Halbjahreszahlen (der bislang so streng verschwiegene
Konzern macht für den Börsengang seine Bilanzzahlen
neuerdings öffentlich), dass Aramco im ersten Halbjahr 2019
einen unglaublichen Vorsteuergewinn von 92,5 Milliarden
Dollar (Umsatz: 163,9 Milliarden Dollar) erwirtschaftet hat.
Das heißt: Aramco macht jeden Tag 500 Millionen Dollar Gewinn.
Täglich fördert das Unternehmen zehn Millionen Barrel,
dreimal so viel wie der Ölkonzern ExxonMobil. Im ersten
Halbjahr hat Aramco 46,6 Milliarden Dollar Dividenden ausgezahlt.
Bislang gilt Apple als das profitabelste Unternehmen
der Welt – doch Aramco verdient schlichtweg dreimal so viel
wie der amerikanische Computerkonzern.
Zum Vergleich: Die bekanntesten Ölkonzerne der Welt – Chevron
und ExxonMobil aus den USA, BP aus Großbritannien, das britisch
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