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beziehungsweise Bankguthaben investiert
und gleichzeitig könnten die Libra-Käufer
ihre Coins im Gegenwert von 100 Milliarden
Euro für den Konsum nutzen. Die
ursprünglichen 100 Milliarden Euro würden
also einmal am Wertpapiermarkt investiert
und gleichzeitig noch einmal am
Gütermarkt ausgegeben. Zudem haben
diejenigen, von denen die Libra Association
Anleihen für ihre Reserve kauft, einen
Verkaufserlös in Euro, der für weitere Konsum
oder Anlagezwecke zur Verfügung
steht. Die Folge wäre ein Inflationseffekt
bei den Verbraucher- und bei den Vermögenspreisen
(die Zinsen würden wegen des
Mittelzuflusses also sinken).
Ob ein solcher Inflationseffekt spürbar und
potentiell gefährlich ist, lässt sich a priori
nicht sagen. Wenn Libra von den Nutzern
eher als Spielerei oder Ergänzung zu den
bestehenden Zahlungssystemen wahrgenommen
wird und pro Nutzer nur geringe
Libra-Beträge gehalten werden, dürften die
Effekte vernachlässigbar sein. Sollte Libra
aber den Durchbruch schaffen und sich als
gleichwertiges oder gar führendes globales
Zahlungssystem etablieren, könnte es gravierende
Folgen haben. Vor allem dürften
die Renditen dauerhaft auf ihrem niedrigen
Niveau bleiben, wenn die Libra-Zuflüsse
sehr hoch sind und entsprechend viel Deckungskapital
in die Anleihemärkte und in
den Bankensektor fließt. Gegebenenfalls
müsste die Libra Association die Anlagen
sogar stärker diversifizieren, und auch auf
weniger liquide und risikoreichere Assets
ausweichen oder sie könnte das Prinzip der
Volldeckung aufgeben, um keine zu hohen
Anlagevolumina investieren zu müssen.
Rückzahlungsansprüche und
Finanzstabilität
Die Libra Association behauptet, ein Vorteil
von Libra sei, dass es – im Gegensatz
zu ungedeckten (Krypto-)Währungen – zu
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