AKTIEN & MÄRKTE UNTERNEHMEN FONDS ZERTIFIKATE ROHSTOFFE LEBENSART
Entscheidend ist Expertise. Anleger sollten
auf solide Unternehmen setzen mit
einer langjährigen Historie und einer
weltweit anerkannten Marke. Dies bietet
Stabilität. Gut selektierte Aktiengesellschaften
erwirtschaften Gewinne, welche
in Form von Dividenden dann auch an
die Anteilseigner ausgeschüttet werden.
Als Aktionär partizipiert man dann am
Unternehmenserfolg im besten Falle doppelt.
Durch Kursgewinne und durch Dividenden.
Zwischenzeitliche Schwankungen
und Verwerfungen sollte man dabei getrost
durchstehen und einen langen Atem
haben. Zudem ist das Timing essentiell.
Hier handeln wir auch antizyklisch und
sichern die Positionen ab.
Wovor würden Sie unbedingt
abraten?
Seltene Erden, momentan Oldtimer, da zumeist
vollkommen überbewertet, Immobilien
in zahlreichen deutschen Großstädten,
Ferienimmobilien auf den Balearen, Aktien
von italienische Banken, Banken- und Autoaktien
11 BÖRSE am Sonntag · 03/20
generell.
Und wozu würden Sie raten?
Solange die Notenbanken Geld drucken
wird es an den Aktien- und Immobilienmärkten
weiter aufwärts gehen. Rohstoff-
und Mienenaktien aber auch KI-Aktien
sehe ich positiv. Ebenso Edelmetalle und
Diamanten. Beim Bitcoin sehe ich noch
viel Potential.
Eines Ihrer vorherigen Bücher
trug den Titel „Der Crash ist die
Lösung“. Ist er das immer noch?
Dann bräuchten wir uns ja gar
nicht so sehr vor ihm zu fürchten...
Ja, leider. Denn seit der Finanzkrise
wurde nichts geändert. Aber wir brauchen
uns nicht zu fürchten. Außerdem
ist Angst ein sehr schlechter Ratgeber.
Wir sind davon überzeugt, dass wir
nach dem Crash ein besseres und faireres
Wirtschafts- und Finanzsystem
bekommen und nicht eines, welches operiert als ob die Ressourcen
der Erde unendlich sind.
Was sind die Alternativen?
Den Euro abschaffen und aus der EU eine Wirtschaftsunion machen.
Den Ländern Südeuropas die Schulden erlassen, das System
kontrolliert herunterfahren und neu starten, ein Finanzsystem implementieren,
welches allen Menschen dient, ein gedecktes Geldsystem
implementieren, da die Bürger nie wieder einem ungedecktem
Geldsystem vertrauen werden.
Für manch Experten scheint „Der größte Crash aller
Zeiten“ nicht allzu weit vom „größten Quatsch aller
Zeiten“ entfernt zu liegen. Was entgegnen Sie Ihren
Kritikern?
Ich bin kein Dogmatiker und hoffe inständig, dass doch noch
eine Lösung vom Himmel fällt und ich komplett falsch liege. Ich
möchte immer Gegenargumente, doch da konnte mich noch kein
Kritiker nachhaltig überzeugen von meiner Position abzurücken.
Wir können alles überlisten, aber nicht die Mathematik. Fakt ist:
Mit Gelddrucken lassen sich keine Krisen lösen und die Planwirtschaft
der Notenbanken wird scheitern. Mit immensen Kollateralschäden
für uns alle. In der Vergangenheit kam nach jedem
Aufschwung eine Rezession und nur weil wir diese durch Manipulation
der Zinsen und Gelddrucken in die Zukunft verschoben
haben, heißt das nicht, dass wir das Perpetuum Mobile des ewigen
Wachstums erfunden haben. Mittlerweile warnt sogar der ehemalige
Chefökonom der Europäischen Zentralbank, Otmar Issing,
mit Blick auf die anhaltende Nullzinsphase, vor einer Finanzkatastrophe
in bislang noch unvorstellbaren Ausmaßen.
Ihnen wird besonders vorgeworfen, viele verschiedene
Themenkomplexe in einen Topf zu werfen und
sich daraus das passende Krisenszenario zu köcheln.
Alles hängt mit allem zusammen. Man kann nicht nur ein paar
Fakten raussuchen, die einem passen und das aufs große Ganze
beziehen. Sie können auch ein Puzzle nicht lösen, wenn sie nicht
alle Teile haben. Wir setzen die verschiedenen Puzzleteile zu einem
Gesamtbild zusammen. Wer denkt alles wird gut, darf das gerne.
Wir leben zum Glück in einer Demokratie. In Anbetracht der gegenwärtigen
Sachlage gehen wir jedoch davon aus, dass nicht alles
gut wird. Die Zukunft wird zeigen, ob man mit Gelddrucken und
einer Planwirtschaft der Notenbanken Probleme lösen kann oder
nicht. Wir sagen ganz klar: Nein, man kann es nicht.
Sind Sie eigentlich Pessimist oder Optimist?
Realist.
Das Interview führte Oliver Götz