LUDWIG-ERHARD-GIPFEL AKTIEN & MÄRKTE FONDS ZERTIFIKATE ROHSTOFFE
Zwischen Handelskrieg
und Brexit: Wohin steuert Europa?
Der Handelskonflikt zwischen den USA und China fordert die Führungsqualitäten der Europäischen
Union heraus. Die jedoch wirkt schon mit dem Austritt Großbritanniens überfordert. Dabei gilt es jetzt
auch, nach Macht zu streben. „Europa muss sich entscheiden, ob es weltpolitikfähig werden will“,
sagte Günther Oettinger auf dem Ludwig Erhard-Gipfel.
Die Frage ist groß, uns sie war wohl seit langem
nicht mehr so offen, wie derzeit: Wer
regiert die Welt von Morgen? Eigentlich
hatte es darum, zumindest an erster Stelle,
gar nicht gehen sollen. Doch ganz offensichtlich
kommt man nicht umhin sich mit
ihr auseinanderzusetzen, wenn man einen
den Welthandel betreffenden Ausblick wagt.
Daran versuchte sich im Rahmen des sechsten
Ludwig Erhard-Gipfels ein hochkarätig
18 BÖRSE am Sonntag · 03/20
besetztes Panel.
Die große Frage stellte Günther Oettinger,
ehemaliger EU-Komissar. Und sie führte
ihn zu einer weiteren. Nämlich der nach der
Rolle Europas in der ersten. „Europa muss
sich jetzt entscheiden, ob es weltpolitikfähig
werden kann“, appellierte er in Richtung
Brüssel. Und geht es nach ihm, steht ein „Ja“
nicht zur Diskussion. „Wir müssen nicht
nur in Handelsfragen mit einer Stimme
sprechen“, so Oettinger. Europa müsse
seine ganze ökonomische und gesellschaftliche
Kraft in die Waagschale werfen, um
im „Kampf der Ordnungen und Systeme“,
den wir erleben, zu bestehen. „Unsere Werteordnung
muss erhalten bleiben“, forderte
Oettinger. Dazu müsse man „im Interesse
der Attraktivität unserer Werteordnung
Innovation, Forschung und Weiterbildung
vorantreiben“.
Und dazu brauche es ganz besonders „die
Unterstützung aus Berlin“. Deutschland
müsse endlich eine Antwort auf die Reden
von Emmanuel Macron geben. Man müsse
ja nicht zu allem gleich Ja sagen, aber eben
bereit sein zu reagieren, sagte er. „Europa
ist das Schutzschild für die starke deutsche
Exportnation“. Er hoffe sehr, „dass wir das
begreifen“.
„Boris Johnson ist derzeit derjenige
mit dem stärksten Mandat aller
Regierungschefs in Europa“
Dieses Europa nur sieht sich für den Moment
quasi vor der eigenen Haustüre
Herausforderungen ausgesetzt, die zu
bewältigen mehreren Herkulesaufgaben
gleichkommt. Vereint, mit einer Stimme