LUDWIG-ERHARD-GIPFEL AKTIEN & MÄRKTE FONDS ZERTIFIKATE ROHSTOFFE
„Finance Day“ mit unangenehmen Wahrheiten
Das Morning-Briefing zum zweiten Gipfeltag, dem „Finance
Day“, übernahm Verleger und Journalist Dr. Wolfram Weimer.
Zu dem beim Gipfel gelebten Meinungsaustausch und der
Kultur des offenen Wortes gehöre es auch, „das eine oder andere
Unangenehme auszusprechen, hinzuweisen auf die heiklen
Themen“, die Deutschland dieses Jahr beschäftigen. Diese
unangenehmen Wahrheiten stünden am zweiten Gipfeltag im
Fokus. „Bad News“ wie Welthandelskrieg, das Brexit-Drama,
die „schrecklich netten Nachbarn“ mit Putin und Erdogan,
fremde Freunde wie Trump, oder der Autokratie-Trend mit
Neo-Despotismus von Trump und Putin. Aber auch weitere
Negativ-Schlagzeilen wie das Klima beleuchte der Kongress.
„In der Klimapolitik gibt es auch mehrere Wirklichkeiten“,
fand Weimer. Eine andere Wirklichkeit: „Die Konjunktur geht
abwärts, die Zeichen stehen in diesem Jahr deutlich schlechter
als in den letzten Jahren, als wir uns hier getroffen haben.“
Heißt es deswegen nun „Heul doch!“? Deutschland müsse
aufpassen, sind doch allein zwei amerikanische Unternehmen
an der Börse wertvoller als Deutschland. „Zweite Liga
Deutschland“ heißt es laut Weimer auch bei der Digitalisierung:
„Glasfaserzwerg Deutschland: Wir sind letzter, nur
noch von Serbien unterboten.“ Bedrücktes Lachen im Saal.
Und Deutschland hinter Panama beim Festnetz. Inzwischen
schäme sich sogar Bundeswirtschaftsminister Peter Altmaier
öffentlich für Deutschland, Witze über Funklöcher seien Legende.
Die deutschen Strukturschwächen betreffen aber nicht
nur das Digitale, sondern auch „Felder, wo wir eigentlich gut
waren“, sprich Straßennetz, innere Sicherheit und Luftverkehr,
wo Deutschland im internationalen Vergleich abgerutscht ist.
Schlimmer noch: „Beim Steuersystem, da sind wir auf Dritte-
Welt-Niveau!“ Viele Aufgaben und Themen also, die es beim
Gipfel zu diskutieren gab.
Markus Söder reagiert auf Medienecho
Das Medienecho war groß, daher bezog er auch auf dem Ludwig
Erhard-Gipfel 2020 Stellung: Nach seinem Vorstoß für
eine Kabinettsumbildung in Berlin blieb CSU-Chef Markus
Söder bei seinem Nein zur eigenen Kanzlerkandidatur. Das bekräftigte
er in einem Video-Interview mit Verleger und Journalist
Dr. Wolfram Weimer. Söder hatte kürzlich eine Kabinettsumbildung
gefordert, dazu steht noch immer die Frage nach
den möglichen Kanzlerkandidaten der Union im Raum. Daher
die obligatorische Frage von Weimer an Söder: „In Umfragen
liegt Friedrich Merz weit vorne, andere bleiben bei recht kleinen
Werten? Würden Sie in Berlin antreten?“ Der CSU-Politiker
witzelte: „Das ist eine totale Überraschungsfrage, da muss
ich nachdenken.“ Um dann aber eine erstgemeinte Antwort
mit klarer Positionierung zu geben: Man solle solche Personalfragen
erst entscheiden, wenn es tatsächlich zur Entscheidung
kommt. „Das muss man nicht im Januar entscheiden.“ Dennoch:
„Meine Meinung ist, in Bayern zu bleiben.“ In jedem Fall
müssen die beiden Parteivorsitzenden entscheiden.
25 BÖRSE am Sonntag · 03/20