AKTIEN & MÄRKTE UNTERNEHMEN FONDS ZERTIFIKATE ROHSTOFFE LEBENSART
Umsatzsteuerbetrug
im großen Stil
Die EU hat mit sich selbst einen Handelsüberschuss von 307 Milliarden Euro, bei einer korrekten Erfassung aller
Im- und Exporte müsste dieser aber null sein. Messfehler alleine können diese systematische Abweichung nicht
erklären. Vielmehr scheint massiver Umsatzsteuerbetrug eine Ursache, der die EU-Staaten 30 bis 60 Milliarden
Euro pro Jahr kostet. Dies zeigt eine Datenanalyse des Instituts für Weltwirtschaft Kiel (IfW Kiel) und des ifo
Instituts in München.
„Wenn Unternehmen Umsätze als Exporte deklarieren, sind diese
von der Umsatzsteuer befreit. Werden diese Umsätze aber gar nicht
im Ausland erzielt, sondern im Inland, fehlen sie in der Importstatistik
des angeblichen Handelspartners und bleiben damit unversteuert“,
erklären die Autoren, IfW-Präsident Gabriel Felbermayr
34 BÖRSE am Sonntag · 03/20
und ifo-Forscher Martin Braml.
Nach ihren Schätzungen sind dem europäischen Fiskus so alleine
im Jahr 2018 rund 30 Milliarden Euro verloren gegangen. Sie
empfehlen einen digitalen, automatisierten Datenabgleich von Importen
und Exporten innerhalb der EU, um Bilanzfehler künftig
zu verringern und Betrug zu erschweren. Die Berechnungen sind
nun als Working Paper erschienen.
Die Forscher analysieren die erfassten Handelsdaten aller 28 EUMitgliedsstaaten
untereinander seit 1999. Allein 2018 betrug der
EU-EU-Handelsüberschuss beachtliche 307 Milliarden Euro.
Dies entspricht knapp 2 Prozent des Bruttoinlandsproduktes
(BIP) der EU und ist mehr als das BIP der acht kleinsten EUMitglieder
zusammen.
Politik braucht verlässliche Daten
Die gesamte Welt hatte 2018 einen Handelsüberschuss mit sich selbst
von 357 Milliarden Euro (422 Mrd. US-Dollar). Die globale Abweichung
geht demnach zu 86 Prozent allein auf die EU zurück. Die
EU bilanziert seit Gründung des Binnenmarktes 1993 einen Handelsüberschuss
mit sich selbst, der mit der EU-Osterweiterung deutlich
Foto: © Elnur - Shutterstock.com
/Shutterstock.com