Geschäftsmodells. Zum einen werden eigene Wirkstoffkandidaten
entwickelt, was allerdings sehr viel kostet. Dafür winken hier die
größten Profite. Zum anderen lizenziert man die Technologien an
biopharmazeutische Unternehmen aus und arbeitet mit den Partnern
in gemeinsamen Projekten zusammen. Das ist quasi das Brot-
und Buttergeschäft. Es hat spezielle Vorteile: Die Entwicklungskosten
werden vom jeweiligen Partner getragen. MorphoSys profitiert
in Form von Meilensteinzahlungen und möglichen Tantiemen aus
Produktverkäufen. Die Zweisäulenstrategie ist sinnvoll, lässt sie
doch eine Skalierung des Geschäfts zu. Mehrere Projekte können
gleichzeitig bearbeitet werden, was in der zeitaufwendigen Medikamentenentwicklung
ein Plus ist. Außerdem erhöhen die Einnahmen
aus Partnerschaften den finanziellen Spielraum, um den Ausbau des
eigenen Geschäfts kontinuierlich voranzubringen. MorphoSys beweist
das seit Jahren. Die Vereinbarung mit Incyte dürfte diesen
Prozess unterstützen und womöglich beschleunigen.
Hohe Bewertung
Natürlich bleiben die Risiken, die mit der Entwicklung neuer Medikamente
verbunden sind. Rückschläge sind auch bei MorphoSys
nicht ausgeschlossen. Sie gab es in der Firmengeschichte immer
wieder – Projekte wurden eingestellt, Partnerschaften wurden beendet.
Die Entwicklung der Aktie dürfte deshalb volatil bleiben.
Der MDAX-Konzern ist damit nichts für schwache Nerven. Für
langfristig agierende Investoren könnte er dennoch interessant sein.
Allerdings muss man sich fragen, ob das aktuelle Kursniveau eine
Einstiegsgelegenheit darstellt oder ob man auf größere Kursrücksetzer
wartet. Die Marktkapitalisierung beträgt derzeit 3,8 Mrd. Euro.
Das erscheint sehr ambitioniert für eine Firma, die im Zeitraum
2014 bis 2018 nur einen durchschnittlichen Jahresumsatz von rund
73 Mio. Euro erzielte. Außerdem hat MorphoSys seit der Gründung,
bis auf wenige Ausnahmen, nur rote Zahlen geschrieben.
2018 fiel ein Nachsteuerverlust von 56,2 Mio. Euro an. Der Einsatz
herkömmlicher Bewertungsmaßstäbe ist daher kaum möglich.
Großes Potenzial
Negativ ist auch der operative Cashflow. Hierfür verantwortlich
sind in erster Linie die hohen Forschungs- und Entwicklungskosten.
2018 lagen sie bei 98,3 Mio. Euro. Für 2019 wurden 95 bis
105 Mio. Euro veranschlagt. Aufgrund dieses stetigen Verbrauchs
von finanziellen Mitteln hat sich MorphoSys in den vergangenen
Jahren auch immer wieder durch die Ausgabe neuer Aktien frisches
Kapital beschafft. Daraus resultiert ein Verwässerungseffekt.
Ist damit nun dank der Incyte-Partnerschaft erst einmal Schluss?
Die zu erwartenden Rückflüsse aus diesem Deal stärken in jedem
Fall die finanzielle Basis – und das in einem bemerkenswerten
Ausmaß. Der monetäre Umfang der Kooperation verdeutlicht darüber
hinaus ansatzweise das große, langfristige Potenzial, das in
MorphoSys und seiner Expertise im Bereich Antikörpertechnologien
steckt. Um davon zu profitieren, sollte man erstens einen
langen Anlagehorizont haben. Und zweitens sollte einem bei Achterbahnfahrten
39 BÖRSE am Sonntag · 03/20
nicht übel werden. Thomas Behnke
Foto © sw7-mor 0263 - MorphoSys AG
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