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Das Schmerzensgeld
der Manager stimmt
Wer im vergangenen August Aktien
der Deutschen Bank gekauft
hat, blickt heute auf Gewinne zurück,
die einem Technologie-Unternehmen
keine Schande machen
würden: Etwa 40 Prozent sind
das, in einem halben Jahr. Phantastisch,
dieser Aufschwung des
Geldhauses!
Dabei hört man allerorten von Problemen,
ja gar unsäglichen Verlusten... die
Anleger der letzten Monate oder Jahre
dürften wohl auch ein Zockergen haben,
das ist mal sicher. Denn was man nun
gerade vom Zahlenwerk der Deutschen
Bank erfuhr, lässt ein wichtiges Ziel des
normalerweise klug agierenden Bankiers
gar nicht mehr erst in Reichweite geraten:
Der Gewinn nämlich. Da gab es im
vorletzten Jahr mal einen kleinen Hüpfer,
aber nun ist wieder das an der Tagesordnung,
was die Deutschbanker mit
„Umbaukosten“ beschreiben: Sei es das
Mutterhaus, sei es die Postbank – es wird
saniert, soll das dem geneigten Beobachter
signalisieren. Und die fünf Milliarden
Verlust? Nun, der Chef ist zufrieden bis
zuversichtlich – da sollten wir es doch
wohl auch sein. Denn alle Ziele seien
erreicht worden, so Christian Sewing.
Es darf eine gewisse Kühnheit dabei vermutet
werden, sich fünf Milliarden Euro
Minus als Ziel zu setzen, aber das hat
wohl jeweils mit dem Blickwinkel zu tun
und damit, wo man halt herkommt. Und
nach Abzug von allerlei und diesem und
jenem, sozusagen ohne all das schlechte
Zeug, hätte man in seinem Kerngeschäft
sogar Gewinn gemacht. Klingt unerhört,
könnte aber wahr sein. Vermutlich ist dies
ein Argument, warum sich die Führungskräfte
einen um 50 Prozent gekürzten
Bonus genehmigen. 13 Millionen sollen
es dann aber schon sein, oder? Es wäre
natürlich mal ein starkes Signal gewesen,
angesichts der Gesamtlage gar nichts als
Prämie auszuschütten, aber das hätte die
Chefs ja als Versager dastehen lassen, denen
nichts zusteht außer einem nackten
Mehrmillionengehalt – das ist schwer vorstellbar.
Zur offiziellen Begründung hieß
es, man müsse attraktiv für Top-Mitarbeiter
sein oder bleiben; na gut, während
man gerade dabei ist, sich von so vielen zu
trennen, heißt das ja wohl, die Topleute
sind nicht beim Stellenabbau dabei. Und
womöglich gar kommen neue hinzu? Da
übrigens zeigt eine Analyse, die kürzlich
die „Wirtschaftswoche“ publizierte, dass
04 BÖRSE am Sonntag · 05/20
Foto: © Christian Sewing - www.db.com
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