AKTIEN & MÄRKTE UNTERNEHMEN FONDS ZERTIFIKATE ROHSTOFFE LEBENSART
10 bis 15 % kommt man auf ein KGVe von etwa 23 bis 25. Das
geht bewertungstechnisch in Ordnung, weil es sich in etwa mit dem
Durchschnitt der vergangenen zehn Jahre deckt.
Starker Cashflow
Weil in der Gewinn-und-Verlust-Rechnung oftmals nicht cashwirksame
Posten enthalten sind, wie beispielsweise Abschreibungen,
ist bei der Bewertung zudem eine Betrachtung der Cashflows
sinnvoll. Und hier wird es bei Alphabet aus Investorensicht besonders
interessant. Der operative Cashflow wurde 2019 um rund 14 %
auf stolze 54,52 Mrd. US-Dollar gesteigert. Der Cashflow je Aktie
verbesserte sich damit von 68,21 auf 78,04 US-Dollar. Daraus lässt
sich wiederum ein aktuelles Kurs-Cashflow-Verhältnis (KCV) von
etwa 19 ableiten. Auch hier ein Wachstum von 10 bis 15 % in den
nächsten beiden Jahren unterstellt, verringert sich das KCVe auf
rund 14 bis 15, was im historischen Kontext in etwa einer fairen
Bewertung entspricht. Der Cashflow zeugt somit zum einen von
der hohen operativen Qualität des Geschäftsmodells. Zum anderen
ist die Aktie auf dieser Basis bewertungstechnisch interessant, auch
wenn sie aktuell in der Nähe ihres Allzeithochs notiert. Alphabet
war zuletzt zudem in den Kreis der Unternehmen aufgestiegen, die
eine Börsenbewertung von mehr als 1 Bio. US-Dollar aufweisen.
Was sind die Risiken?
Trotz des aktuell, attraktiven Kursniveaus, gibt es Risiken, die
zwischenzeitliche Korrekturen auslösen könnten. Dazu gehören
weitere Enttäuschungen bei den Werbeeinnahmen. In der EU
und vielen weiteren Ländern wird zudem über die Einführung
einer Digitalsteuer diskutiert, die insbesondere die US-Internetriesen
treffen dürfte. Außerdem ist die monopolartige Stellung
von Google in der Internetsuche zunehmend der Politik
ein Dorn im Auge. Die EU-Wettbewerbshüter hatten Alphabet
im vergangenen Jahr bereits zu Strafen von rund 1,5 Mrd.
Euro verdonnert. Im Heimatmarkt des US-Konzerns hatten
sich zuletzt fast alle US-Bundesstaaten für Kartellermittlungen
gegen Google zusammengetan. Solche wettbewerbsrechtlichen
Herausforderungen bergen das Risiko, die Börsianer zu verunsichern.
Zumal das Thema angesichts der im November anstehenden
Präsidentschaftswahlen in den Vereinigten Staaten im
Fokus bleiben dürfte. Sollte es tatsächlich regulatorische Eingriffe
geben, wären das zweifelsohne Belastungsfaktoren. Allerdings
wäre dann zu prüfen, ob sie nur kurzfristiger Natur sind
und welche längerfristigen Auswirkungen sie auf die Geschäfte
von Google haben werden. Eventuell ist dann eine Neubewertung
des Geschäftsmodells nötig. Aktuell ist, wenn überhaupt,
aber nur von kleineren Einschnitten auszugehen, weshalb die
übergeordneten Perspektiven für Alphabet nach wie vor glänzend
sind. Sollte der Kurs daher künftig Korrekturen zeigen,
entweder weil wieder ein Haar gefunden wurde oder die Politik
die Suppe versalzen hat, dann könnten sich für Anleger langfristigen
Anlagehorizont gute Gelegenheiten ergeben, sich eine
Portion Alphabet ins Depot zu holen. Thomas Behnke
39 BÖRSE am Sonntag · 09/20
Foto © Neue Google Zentrale - REUTERS/HANDOUT
So soll die neue Zentrale
von Google aussehen