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Was für eine
Flasche! Foto © rosn123 - Shutterstock.com
Vor mehr als 90 Jahren wurde er gebrannt.
Es folgten 60 Jahre im Eichenfass mit der
Nummer 263, ehe er 1986 schließlich abgefüllt
wurde. Nun hat sich das lange Warten
endlich gelohnt: Vor wenigen Wochen
versteigerte das Auktionshaus Sotheby´s in
London eine einzige Flasche des schottischen
Macallan 1926 Single Malt für die
stolze Summe von 1,5 Millionen Pfund
(rund 1,7 Millionen Euro) an einen unbekannten
Bieter. Kennern gilt dieser edle
Tropfen gar als „Heiliger Gral“ des Whiskeys.
Ihm wird nachgesagt, er habe in dem
aus speziellen spanischen Wäldern sorgsam
ausgewählten Eichenholz einzigartig reichhaltige,
hochkonzentrierte und vollmundige
Aromen entwickelt. Der Geschmack soll so
komplex sein, dass jeder Schluck aus der Flasche
anders schmecke. Erst 2018 hatte eine
aus demselben, jetzt weltberühmten Fass
abgefüllte Flasche mit 1,2 Millionen Pfund
den bisherigen Rekord erzielt.
Wenngleich derart schwindelerregend hohe
Summen natürlich die Ausnahme sind, so
lässt sich dennoch feststellen, dass Whiskey
Investitionen voll im Trend sind. Immer
mehr Menschen sehen in der Spirituose,
die deutlich einfacher gelagert werden
kann als etwa Wein, eine im doppelten Sinne hochprozentige
Geldanlage. Das Wasser des Lebens wird gesammelt und getrunken
– und das nicht nur in Irland, Schottland oder Deutschland,
wo Absatz und Umsatz in den vergangenen zehn Jahren stets gestiegen
sind, sondern allen voran in Asien. Dort genießt das Spirituosengetränk
52 BÖRSE am Sonntag · 09/20
bei einer immer größere werdenden Mittel- bis
Oberschicht inzwischen fast schon Kultstatus – sowohl als Getränk
als auch als begehrtes Anlageobjekt.
Folglich ist nicht nur vor zwei Jahren die Schallmauer von weltweit
100.000 versteigerten Flaschen gefallen. Auch zeigt ein Blick
auf den Rare Whisky Apex 100 Index, einen Leitindex für die 100
seltensten Whiskeys, dass sich mit dem Wasser des Lebens richtig
Geld verdienen lässt. So hat dieser in den letzten zehn Jahren
bemerkenswerte rund 550 Prozent an Wert hinzugewonnen – da
können andere Wertanlagen wie Immobilien, Kunstwerke oder
Oldtimer nicht mithalten. Zum Vergleich: Auch der Dax hat mit
einem Plus von immerhin 140 Prozent in der vergangenen Dekade
klar das Nachsehen. Auch wenn beim Anlageobjekt Whiskey Geduld
und ein im wahrsten Sinne des Wortes guter Riecher für die
erfolgversprechendsten Hersteller und Flaschen gefragt ist, ist ein
Investment in den edlen Getreidebrand als „liquide“ Anlagealternative
keinesfalls eine Schnapsidee. Hierfür empfiehlt sich zur Diversifikation
der Aufbau eines mindestens 50 Flaschen umfassenden
Whiskey-Portfolios. Die gute Nachricht: Sollte die erhoffte Rendite
ausbleiben, so kann man den edlen Getreidebrand immerhin noch
genüsslich trinken. Denn: Schlechten Whiskey gibt es nicht, wie
Literaturnobelpreisträger William Faulkner festgestellt hat. Manche
sind nur besser als andere. WIM
Literaturnobelpreisträger William Faulkner hat ihn
geliebt, in Irland und Schottland gehört das „Wasser
des Lebens“ seit Jahrhunderten zum Kulturgut und
selbst wir Deutschen kommen immer mehr auf den
Geschmack. Doch, dass sich Whiskey auch als hochprozentige
Geldanlage eignet, dürfte vielen neu sein.
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