AKTIEN & MÄRKTE UNTERNEHMEN FONDS ZERTIFIKATE ROHSTOFFE LEBENSART
Billionen gegen den Crash
Yi Gang
Foto © Yi Gang World Economic Forum 2013
ZITAT DES QUARTALS
"Die deutschen
Konsumenten sind
wirklich sehr anspruchsvoll,
sie fordern hohe
Qualität."
John Donahoe,
neuer Nike-Chef
APHORISMUS DES QUARTALS
„Das Geld, nicht
die Moral, ist
die Maxime der
Handelsnationen.“
Thomas Jefferson (1743 – 1826)
Kopf des Quartals
07 BÖRSE am Sonntag · 09/20
Die Coronavirus-Epedimie schockt Chinas
Wirtschaft. Um einen Börsencrash zu verhindern,
pumpt Peking gewaltige Summen Rettungsgeld
in den Markt. Die chinesische Notenbank
greift zur gigantischen Geldspritze
– der größten in der Geschichte der Menschheit.
Die Zentralbank stellte den Geschäftsbanken
alleine im Februar 100 Milliarden
Euro pro Tag an frischer Liquidität zur Verfügung.
Nach einer Sondersitzung unter dem
Vorsitz des Gouverneurs Yi Gang gelobte die
Notenbank, „jede Finanzkrise“ zu verhindern.
Yi Gang hatte bereits in den vergangenen
Monaten, als Chinas Konjunktur infolge
des Handelskrieges mit den USA lahmte, die
Kreditvergabe angekurbelt und ihre Vorgaben
fünf Mal gelockert. Es dürfte weitere Milliarden
brauchen, denn die Nervosität an den
Märkten ist weiterhin groß. Die amerikanische
Großbank Morgan-Stanley warnt davor, dass
die Krise so schnell nicht überwunden werde.
Die offizielle Erklärung der Zentralbank,
dass die verfügbaren Mittel des Bankensystems
derzeit um 900 Milliarden Yuan
über dem Vergleichswert vom Vorjahr lägen,
wird als demonstrativer Beruhigungsversuch
interpretiert. Wenn aber eine so
mächtige Zentralbank es überhaupt nötig
hat, auf die Liquiditätsversorgung von Banken
hinzuweisen, dann drohe eine gewaltige
Schieflage. Die Standard Chartered Bank in
Illu © Cartoon Resource - Shutterstock.com
Singapur resümiert. "Niemand weiß derzeit,
wie viel schlimmer das noch werden wird.“
Die Sorge der Kapitalmärkte beruht auf den
Nachwirkungen der Coronavirus-Epidemie.
Immer mehr Konzerne - auch die großen Autobauer
und Elektronikhersteller - haben ihre
Produktion zeitweise eingestellt. Die Abriegelung
ganzer Ballungsräume dürfte Chinas
Konjunktur schlagartig einbrechen lassen - und
droht damit, die Weltwirtschaft mit nach unten
reißen. Alleine die vier großen deutschen Autobauer
Audi, VW, Daimler und BMW erzielen
mehr als ein Drittel ihrer Gewinne in China.
Ganze Lieferketten wichtiger Industrien
könnten reißen. Ein Indikator macht Konjunkturexperten
und Börsianern besonders
Angst: der Baltic Dry Index. Er misst
die Frachtraten für Transporte auf See und
gilt als guter Maßstab der weltweiten Handels
und Wirtschaftsaktivität, weil mehr
als 90 Prozent des Welthandels auf dem
Wasserweg abgewickelt werden. „Er zeigt
ein Massaker an“, warnt ein Londoner Analyst.
Die internationalen Frachtraten befinden
sich im freien Fall und deuten einem
schweren Einbruch der Weltwirtschaft an.
Auch die fallenden Rohstoffpreise zeigen
Ungemach an. Yi Gang wird neue Billionen
brauchen, um die Börsen stabil zu halten.
/Shutterstock.com