Wann kommt die V-Erholung?
Andererseits sagen selbst die skeptischsten Epidemiologen voraus,
dass die Krise nur wenige Monate anhalten werde. Gerade weil
die Pandemie zu einer so plötzlichen Lähmung der wirtschaftlichen
Aktivitäten führt, ist danach auch ein schlagartiger Aufholeffekt
wahrscheinlich. Das betrifft Investitionen wie Konsum,
vom Wiederauffüllen leergekaufter Lagerbestände im Handel bis
zum verschobenen Autokauf. Unterm Strich könnte es auf diese
Weise passieren, dass die Konjunktur 2020 mit einem blauen
Auge davon kommen könnte – mit einer schwachen ersten Halbjahr
09 BÖRSE am Sonntag · 09/20
und einer besonders starken zweiten Hälfte.
Auch die extrem niedrigen und weiter fallenden Zinsen sind ein
potentieller Erholungsfaktor. Die Rendite zehnjähriger amerikanischer
Staatsanleihen hat mit 1,30 Prozent einen neuen Tiefpunkt
erreicht. Die Rendite der zehnjährigen Bundesanleihen
ist mit minus 0,55 Prozent nicht mehr weit vom Allzeittief von
minus 0,7 Prozent entfernt.
Zudem sind wesentliche Megatrends des Aufschwungs intakt,
von der digitaltechnologischen Innovation bis zur Aufholjagd der
Schwellenländer. Kurzum: es könnte nach
dem schweren Einbruch auch zu einer Vförmigen
Erholung kommen wie nach de
Finanzkrise von 2008. Und selbst wenn es
etwas länger dauert, würden die Notenbanken
- son ie jetzt bereits in China - mit
noch mehr und noch billigerem Geld die
Wirtschaft und natürlich vor allem die
Kapitalmärkte wieder retten. Angesichts
der damit absehbaren Flut billigen Geldes
gibt es aus Sicht der Anleger nur ein
Frage: wann ist der Zeitpunkt zum Wiedereinstieg
da?
Lehren aus der Crash-Geschichte
Dabei kann ein Blick zurück in die
Crash-Geschichte helfen. Seit 1950 hat
es insgesamt 38 größere Korrekturen von
10 Prozent oder mehr im S&P 500 gegeben.
Das entspricht einer Korrektur rund
alle 1,81 Jahre. Insofern ist der jetzige
Foto © Javier Rojas - dpa: ZUMA Press
AKTIEN & MÄRKTE UNTERNEHMEN FONDS ZERTIFIKATE ROHSTOFFE LEBENSART
Star-Ökonom Nouriel Roubini