mehr leisten müssen, ist die Kurzarbeit auch finanziell attraktiv
für die Unternehmen. Aber: Trotz aller Hilfen werden einige
Unternehmen diese Krise nicht überleben. Dann werden
Arbeitnehmer ihre Jobs verlieren. Da wir in Deutschland in
normalen Zeiten jedoch eher Arbeitskräfteknappheit haben, ist
die Lage für Betroffenen nicht hoffnungslos. Manches Unternehmen
wird froh sein, dass es endlich an neue Arbeitskräfte
11 BÖRSE am Sonntag · 17/20
rankommt, die anderswo freigesetzt wurden.
Wann kommt die Erholung und wie stark wird
sie ausfallen?
Das hängt davon ab, ob wir das Virus nachhaltig eingedämmt
bekommen und damit die Auflagen für Menschen und Wirtschaft
stärker lockern können – und zwar nicht nur in Deutschland
sondern international. Wir gehen derzeit davon aus, dass
in der zweiten Jahreshälfte ein Aufschwung einsetzen wird.
Er könnte auch recht stark ausfallen, weil viele Unternehmen
– auch dank Kurzarbeiterregeln - recht schnell wieder hochfahren
können. Die Verbraucher dürften außerdem einen Teil
ihrer Nachfrage nach Gütern und Dienstleistungen nachholen,
schließlich sparen sie in diesen Wochen auch Geld an. Die Unsicherheit
ist aber nach wie vor enorm.
Die Corona-Krise trifft die Euro-Mitgliedsstaaten
Italien und Spanien besonders hart. Vor Ostern hat
die EU ein erstes Hilfspaket von über 500 Milliarden
Euro beschlossen, der Vizechef
der EU-Kommission Valdis Dombrovskis
bringt nun einen 1,5 Billionen
Euro schweren Fonds zum
Wiederaufbau nach der Krise ins
Spiel. Deutschland und die Niederlande
sind bislang dagegen. Steht
die Europäische Union einmal
mehr vor einer Spaltung?
Ich bedauere es sehr, dass die EU sich
nicht zu einem stärkeren Hilfssignal für
die besonders betroffenen Länder durchgerungen
hat. Alle wissen wohl, dass das
bisher beschlossene Rettungspaket nicht
reicht, deshalb ist der "Wiederaufbaufonds"
geplant, mit dem ein Konjunkturpaket
nach der akuten Phase der Krise
finanziert werden soll. Wie er finanziert
werden soll, bleibt unklar. Corona-Bonds
sind daher noch nicht vom Tisch, obwohl
der Begriff nicht verwendet wird.
Es wird am Ende dieser Krise viele Unzufriedene
geben, die unverschuldet finanzielle
Einbußen erlitten haben. Für
europafeindliche Populisten bilden diese
Foto © picture alliance:Carsten Rehder - dpa
AKTIEN & MÄRKTE UNTERNEHMEN FONDS ZERTIFIKATE ROHSTOFFE LEBENSART
Zuversichtlich: Der Chef des Instituts für Weltwirtschaft Gabriel Felbermayr rechnet mit einer schnellen Erholung der Wirtschaft – sofern die
Auflagen für Menschen und Wirtschaft zeitnah gelockert werden.