ein Stück weit ausbremsen. Pandemien sind
als möglicher Krisenfall nun tief im weltweiten
Bewusstsein verankert. Positiv gesehen
dürfte das auch unsere Reaktionsgeschwindigkeit
beim nächsten Mal erhöhen und damit
den Schaden eingrenzen.
Eine Initiative, bei der sich Politiker
und Unternehmen wie E.ON und
Danone zusammengetan haben,
fordert einen grünen Wiederaufbau
der Wirtschaft nach der
Corona-Pandemie. Dient die
Krise als Trendbeschleuniger
für grüne Nachhaltigkeit und
die Digitalisierung?
Was die Digitalisierung betrifft, sehe ich
die Krise schon als Trendbeschleuniger.
Viele Arbeitnehmer und Unternehmen haben
jetzt erstmals Erfahrungen mit Home
Office und der Nutzung digitaler Arbeits-
oder Vertriebsplattformen gemacht. Das
gleiche gilt etwa für Lehrer und Schüler
und digitale Lernmethoden. Das wird sich
dauerhaft auswirken.
Was die Verbindung der Corona-Krisenbekämpfung mit dem
Klima- oder Umeltschutz betrifft, bin ich skeptischer. Beide
Krisen haben sehr unterschiedliche Fristigkeiten und es sind
jeweils andere Mittel erforderlich, um sie zu bekämpfen. Ich
glaube nicht, dass es effektiv ist, beides zu verknüpfen. Allerdings
sollten wir natürlich in der Bekämpfung der Folgen
der Coronakrise darauf achten, den Klimaschutz nicht zu
konterkarieren.
In diesen Tagen ist die Halbwertszeit ökonomischer
Prognosen so kurz wie noch nie – nicht zuletzt, weil
es für die Corona-Krise keine Vorbilder gibt. Wie
belastbar sind wirtschaftliche Vorhersagen während
dieser Pandemie überhaupt?
Sie sind ohne Zweifel mit großer Unsicherheit behaftet. Dennoch
ist es für politische und wirtschaftliche Entscheidungen
wichtig, Szenarien zu entwickeln, wie sich die Konjunktur
entwickeln könnte. Wir legen in unseren Prognosen immer
die Szenarien offen, die wir zu Grunde legen. In den nächsten
Wochen und Monaten wird sich zudem die Verfügbarkeit von
harten Daten aus der Wirtschaft deutlich verbessern, so dass
sich die Prognosen immer stärker der Wirklichkeit annähern
können. Prognosen werden nie genau die künftige Wirklichkeit
abbilden, aber sie bieten dennoch einen hilfreichen Rahmen der
Orientierung. Das Gespräch führte Florian Spichalsky
14 BÖRSE am Sonntag · 17/20
Foto © picture alliance - Wolfgang Kumm - dpa
AKTIEN & MÄRKTE UNTERNEHMEN FONDS ZERTIFIKATE ROHSTOFFE LEBENSART
Berlin: Gabriel Felbermayr (v.l.n.r.), Präsident des Institut für Weltwirtschaft, Michael Hüther, Direktor des Instituts der deutschen Wirtschaft Köln, und Sebatian Dullien,
Direktor des Instituts Makroökonomie und Konjunkturforschung, diskutieren auf der Pressekonferenz der Wirtschaftsforschungsinstitute zu den Folgen der Corona-Krise.