AKTIEN & MÄRKTE UNTERNEHMEN FONDS ZERTIFIKATE ROHSTOFFE LEBENSART
Goodman sieht in SAP gar einen „Fels in der Brandung“ und das
Papier an der Börse als „Top Pick“.
Vielleicht lohnt darüber hinaus auch der Blick auf manch kleineren
Fisch. HelloFresh, der Berliner Anbieter von Kochboxen, hat
seinen Umsatz im ersten Quartal um 265 Millionen Euro steigern
können. Vor allem ab Mitte März soll das Wachstum spürbar
angezogen haben. An der Börse ist das Start-Up inzwischen
mehr Wert als die Deutsche Lufthansa. Auf Jahressicht liegt die
Aktie mit über 250 Prozent im Plus. Verrückt und ein besonders
anschauliches Beispiel dafür, dass jede Krise in der Lage ist, Gewinner
Sartorius Stand: 22.4.2020
19 BÖRSE am Sonntag · 17/20
hervorzubringen.
Zwischen Spekulation und sicherem Hafen –
Medizintechnik-, Biotech- und Pharmawerte
Ein weiterer großer Profiteur ist die deutsche Medizintechnik-
Firma Drägerwerk, was inzwischen freilich kein großes Geheimnis
mehr ist. Die Aktie der Lübecker schoss zwischenzeitlich
um 85 Prozent nach oben, nachdem unter anderem die Knappheit
von Beatmungsgeräten Tag um Tag sichtbarer wurde und
schlussendlich allein die Bundesregierung für einen Großauftrag
von 10.000 Stück sorgte. „Bei den Beatmungsgeräten ist die
Nachfrage so groß, dass wir das Zehnfache produzieren könnten.
Die Masken sind so gefragt, dass wir locker das Hundertfache
verkaufen könnten“, sagte Stefan Dräger vor kurzem dem Spiegel.
Vor dem Corona-Ausbruch lief es für die Drägerwerk-Aktie aber
allenfalls durchschnittlich und die Nachhaltigkeit des derzeitigen
Auftragsbooms darf in Frage gestellt werden. Die kurzfristig
anfallenden Umsatz- und Gewinnsprünge könnten derweil bereits
eingepreist sein. Von 32 Analysten raten derzeit 15 dazu, die
Aktie zu verkaufen, 17 würden das Papier halten. Für einen Kauf
plädiert kein Experte.
Etwas optimistischer sind die Analysten bei der Aktie des
Pharma- und Laborzulieferers Sartorius, wobei auch hier neun
Kaufempfehlungen sechs Verkaufsempfehlungen gegenüberstehen.
Die Aktie hat über die vergangenen zehn Jahre eine
wahnsinnige Rally hingelegt, der Kurs ist um 4.500 Prozent gestiegen.
Solche Kursexplosionen kennt man eigentlich nur aus
dem Tech-Bereich. Von Krise ist dazu gegenwärtig keine Spur,
die Titel eilen von Rekordhoch zu Rekordhoch.
Ähnlich Drägerwerk und Sartorius stand zuletzt auch die
Mainzer Biotech-Firma Biontech bei Anlegern hoch im Kurs.
Auch hier raste die Aktie zwischenzeitlich auf 86 Euro nach
oben. Ein Plus von über 200 Prozent. Doch ähnlich schnell
ging es wieder auf rund 40 Euro bergab. Biontech gilt als aussichtsreicher
Kandidat, was die Entwicklung eines Impfstoffes
anbelangt.
Man findet derzeit viele solcher spezialisierten Firmen aus
dem Medizin-, Pharma-, und Biotechbereich, denen Anleger
im Zuge der Corona-Pandemie das große Wachstum zutrauen.
Klar aber ist auch: Hier ist viel Spekulation dabei. Überbewertungen
sind schnell erreicht. Sichere Häfen jedenfalls sehen
anders aus, gibt es im Pharmasektor aber auch. Großkonzerne
wie Roche, Novartis oder Johnson & Johnson setzen nicht
zu großen Kurssprüngen an, performen aber dennoch besser
als der Gesamtmarkt, zahlen dazu stattliche Dividenden und
verfügen über weitgehend krisenresistente Geschäftsmodelle.
Langfristig könnten sie davon profitieren, dass Corona die Aufmerksamkeit
der Politik auf den Gesundheitssektor lenkt und
ohnehin vom Megatrend der alternden Bevölkerungen in den
Industriestaaten.
Drägerwerk Stand: 22.4.2020