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Stimmt die Richtung? Foto © picture alliance
Kosten unklar, Nutzen nebulös, Kurs schwankend: Die politische, wirtschaftliche und gesellschaftliche Entwicklung
Deutschlands in den letzten Wochen und bald schon Monaten offenbart in vielen Bereichen ein Konzept,
das man resignierend „Versuch und Irrtum“ nennen muss.
Das wäre verzeihlich angesichts neuartiger Bedrohungslagen,
die im Gefolge des Corona-Virus die Strukturen Europas herausfordern,
nachdem aus dem Geschehen in Ostasien auch aufgrund
unzuverlässiger, teils gar vorsätzlich falscher Informationen
keine eindeutigen Schlüsse zu ziehen waren, eine Situation,
wie sie nicht nur an den Börsen traditionell verhasst ist. Allerdings
lavieren Politik und Wirtschaft – ja vor allem die Vertreter
der betroffenen Wissenschaftsbereiche – doch mehr, als
der Anhänger von Rationalität und Planbarkeit noch für verständlich
halten kann. Wie bereits in vielen anderen Bereichen
hat es den Anschein, als würde nur eine Gedankenrichtung zur
Beherrschung der Corona-Krise den offiziellen Segen erhalten.
Auch wenn das berüchtigte Wort von der Alternativlosigkeit
nicht fällt, schwingt es doch in allem mit, was so entscheidende
Maßnahmen und Lebensbereiche wie Betriebsschließungen,
Berufsausübung und persönliche Gestaltungsfreiheiten betrifft.
Vermutlich wäre den abertausenden Betroffenen von Kurzarbeit,
den zahllosen Händlern und Verkäufern anderenfalls ihr
Opfer auch nicht verständlich zu machen.
Blickt man allerdings auf die verwirrende Vielfalt, um es höflich
auszudrücken, der Einzelregelungen in Deutschland oder gar in
Europa, dann kann es doch sehr verwundern, dass dies alles unabdingbar
notwendig sein soll, ja gar jeweils mit einer Vehemenz
bis ins Detail vertreten wird, als habe die öffentliche Verwaltung
literweise aus dem Becher der Erkenntnis getrunken. Die
große Zeit der bürokratischen Detailregelung, sie ist angebrochen
und das Ende scheint nicht greifbar. Aber womöglich wäre
das Sinnieren darüber bereits der erste
Schritt hin zur Diskussionsorgie, und wer
will das schon. Natürlich sei auch solchen
staatlichen Institutionen wie dem Robert-
Koch-Institut das Recht auf Irrtum zugestanden.
Sich aber immer wieder in einem
derartigen Ausmaß selbst zu widersprechen,
Kehrtwenden in der Argumentation
zu vollführen und sich diametral gegenüberstehende
Erkenntnisse zum Besten zu
geben (ohne dass es bahnbrechendes neues
Wissen gegeben hätte) wie es die Führung
dieses Instituts sich glaubt leisten zu können,
und kein Wort des entschuldigenden
Bedauerns zu finden, das sprengt schon
das Maß des Üblichen. Und dass all diese
„Empfehlungen“ des RKI Eingang in die
wirre aktuelle Vorschriftengestaltung finden
und damit wirtschaftliche Existenzen
bedrohen, mag den gut alimentierten
Bediensteten oder auch dem Tiermediziner
an der Spitze des staatlichen RKI
gleichgültig sein. Den Betroffenen ist es
das sicher nicht. Und ob mit dem alles
beherrschenden Lockdown tatsächlich
das Ausmaß der Pandemie begrenzt wird,
ist wohl inmitten des Geschehens kaum
stichhaltig festzustellen. Vielleicht wäre
06 BÖRSE am Sonntag · 17/20