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Und es hat Zoom gemacht
Eric Yuan Zheng
Foto © Zoom CEO Eric Yuan - Zoom
ZITAT DES QUARTALS
„Wir sind wie
der Kapitän eines
Schiffes, wenn der
schlimmste jemals
dagewesene Taifun
kommt.“
Charlie Munger, Vizevorsitzender von
Berkshire Hathaway, teilte mit, im Zuge der
Corona-Krise konservativ zu agieren und
einige kleine Unternehmen zu schließen.
APHORISMUS DES QUARTALS
„Die Freiheitsliebe ist
eine Kerkerblume, und
erst im Gefängnis fühlt
man den Wert der
Freiheit.“
Heinrich Heine (1797 – 1856)
Kopf des Quartals
09 BÖRSE am Sonntag · 17/20
Es ist eine der großen Erfolgsstorys dieser
Krise. Im Dezember vergangenen Jahres mit
zehn Millionen aktiven Nutzern am Tag noch
ein Schattendasein führend, hat sich das Silicon
Valley-Start-Up Zoom in Windeseile zu
einer der weltweit führenden Video-Kommunikationsplattformen
entwickelt. Dem
mit der Corona-Pandemie einhergehenden
Home-Office-Boom sei Dank. Im März nutzten
den Dienst knapp 200 Millionen Menschen
am Tag. Zum Vergleich: Skype kam
zuletzt auf rund 40 Millionen tägliche Nutzer.
Entsprechend begeistert griffen Anleger bei
der Aktie des jungen Unternehmens zu und
katapultierten deren Kurs von 70 US-Dollar
Mitte Januar auf zwischenzeitlich 152 Dollar
nach oben. Ein Plus von fast 120 Prozent.
Diese Kursexplosion hat Eric Yuan Zheng,
den Gründer von Zoom, zum vielleicht größten
Gewinner der Krise gemacht. Zumindest
aus finanzieller Perspektive. Einer Analyse
des Research- und Investmentunternehmens
Hurun vom sechsten April zufolge, konnte
Zheng sein Vermögen innerhalb der letzten
beiden Monate um 77 Prozent auf acht Milliarden
Dollar steigern. Auf ein derart kräftiges
Plus kommt unter den 100 reichsten
Milliardären der Welt sonst keiner. Auf Rang
zwei folgt mit einem Sprung von 26 Prozent
auf 13,5 Milliarden Dollar und damit weit
abgeschlagen Mindray-Gründer Xu Hang.
Illu © Cartoon Resource - Shutterstock.com
Insgesamt konnten der Studie nach nur
neun der Top-100-Milliardäre Zugewinne
verzeichnen. Auffällig dabei: Alle
neun stammen aus China. Abgesehen von
Zoom, handelt es sich dabei auch um die
Inhaber chinesischer Unternehmen oder
große Investoren aus dem Reich der Mitte.
Mitunter ein Indiz dafür, dass China für
den Moment vergleichsweise gut durch die
Krise kommt. Alles in allem haben die 100
reichsten Milliardäre der Welt im Zeitraum
von zwei Monaten 408 Milliarden Dollar
verloren – 13 Prozent ihres Vermögens
also. Die größten Verlierer kommen dabei
aus den USA. Unter den Top-Ten finden
sich unter anderem Warren Buffett mit einem
Verlust von zirka 19 Milliarden Dollar
und Microsoft-Gründer Bill Gates, der 15
Milliarden Dollar verloren haben dürfte.
Den Blick zurück auf Zoom gerichtet, steht
die Nachhaltigkeit der Kursrally jedoch bereits
in Frage. Und damit auch, wie lange
sich Zheng noch als Krisen-Gewinner feiern
lassen darf. Das erwartete KGV der
Zoom-Aktie steht bei 3.500. Das ist absurd.
Vielleicht macht Zheng mit seinem
Unternehmen aber ja auch bald jemand
anderen noch reicher. Für manch großen
Tech-Konzern drängt sich die Plattform als
Übernahmekandidat ja beinahe auf. OG
“Great plan. Could we get some more details?”
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