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Exklusivinterview
Maas fordert:
Bessere Forschungsbedingungen
für Deutschland!
Sanofi zählt zu einem der vielversprechenden Unternehmen, die an einem Impfstoff gegen Covid-19 forschen.
Der Sanofi-Vorstand Jochen Maas, einer der renommiertesten Pharmaforscher Deutschlands, ist sich sicher,
dass im Spätsommer mit ersten Ergebnissen gerechnet werden kann. Im exklusiven Interview mit der
BÖRSE am Sonntag fordert Maas Verbesserungen der Forschungsbedingungen in Deutschland, deutlich
bessere Kooperationen aller Forschungsinstitutionen und erklärt, wieso sein Unternehmen Produktionsketten
jetzt wieder zurück nach Europa verlegt. Zudem will Sanofi einen Corona-Selbsttest via Smartphone bis Ende
des Jahres auf den Markt bringen.
BÖRSE am Sonntag: Für Sie als
Geschäftsführer der Bereiche Forschung
und Entwicklung muss die
Corona-Krise eine sehr herausfordernde
und gleichzeitig beruflich
spannende Zeit sein …
Jochen Maas: Ist es definitiv. Herausfordernd,
weil wir einerseits mit den Beschränkungen
durch COVID-19 intern
umgehen müssen, aber gleichzeitig unsere
Patienten weltweit mit unseren Arzneimitteln
versorgen wollen. Unsere Produktion
hat „durchgearbeitet“, den Forschungsbereich
hatten wir für eine kurze
Zeit heruntergefahren. Aktuell starten wir
sowohl Labor- als auch andere Aktivitäten
wieder, natürlich unter Beachtung aller
Sicherheitsaspekte. Eine Situation, die für
alle Neuland darstellt. Spannend ist die
Zeit natürlich auch, denn die Suche nach
wirksamen Arzneimitteln und noch mehr
die nach einem Impfstoff ist für jeden
Forscher eine Herausforderung, völlig egal
ob dieser im akademischen, industriellen
oder behördlichen Umfeld tätig ist.
Weltweit wird unter Hochdruck an einem Covid-19
Impfstoff geforscht. Bis wann kann realistisch damit
gerechnet werden?
Die ersten Probanden wurden ja bereits behandelt, mit verschiedenen
Ansätzen: mRNA-Vakzine, „klassische“ Impfstoffe,
unspezifische Immunitäts-Inducer und passive Immunisierungsversuche.
12 BÖRSE am Sonntag · 19/20
Mehr als 100 Firmen und Institutionen forschen
hier aktuell und ich bin ziemlich sicher, dass bereits im
Spätsommer erste Ergebnisse vorliegen werden. Das bedeutet
aber leider noch nicht, dass dann schon ein Impfstoff für alle
zur Verfügung steht. Man muss hier im Kopf haben, dass Impfstoffe
im Gegensatz zu Medikamenten nicht Patienten, sondern
gesunden Menschen appliziert werden. Dementsprechend sind
die Sicherheitsanforderungen noch höher. Das gilt vor allem
für die wissenschaftlich sehr attraktiven mRNA-Vakzinen.
Denn bisher ist weltweit noch kein einziger Impfstoff dieser
Art zugelassen. Und dann steht noch die Frage der Menge der
zur Verfügung stehenden Impfdosen im Raum. Es reicht nicht,
einen wirksamen Impfstoffkandidaten zur Verfügung zu haben.
Er muss auch in ausreichender Menge produziert werden. Man
muss sich die benötigte Menge einmal vor Augen führen. Sanofi
produziert momentan über alle aktuell verfügbaren Impfstoffe
hinweg etwa eine Milliarde Impfdosen pro Jahr. Dann
kommt aber für Covid-19 eine Nachfrage von mehreren Milliarden
Menschen on Top.