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Herstellen Milliarden. Und jetzt dieser alles in den Schatten
stellende externe Krisen-Hurrikan.
In China normalisiert sich der Markt
überraschend schnell
Doch ausgerechnet bei letzterem zeichnet sich leise Hoffnung
ab. So leise, dass es kaum einer mitbekommt. In China
scheinen sich sowohl die Produktion, vor allem aber auch
der Markt zu normalisieren. Bereits seit Februar ziehen in
der Volksrepublik die Neuwagenverkäufe wieder an, selbst in
Wuhan verzeichnen Autoverkäufer einen regelrechten „Boom
nach zweimonatiger Ruhephase“, wie ein Audi-Händler der
Nachrichtenagentur Bloomberg berichtete. Volkswagen derweil
rechnet damit, schon im Juni wieder ähnlich viele Fahrzeuge
abzusetzen, wie im Vorjahr, nachdem der Absatz im
Februar zwar um 80 Prozent sank, im März allerdings schon
nur noch um 40 Prozent. Insgesamt rechnen die Wolfsburger
in diesem Jahr mit 20 Millionen Neuwagenverkäufen in
der Volksrepublik, das wären „nur“ eine Million weniger als
2019. Angesichts der zunächst erwarteten Pandemie-Folgen
wäre das beinahe schon exzellent. Überdies erstaunlich: Trotz
Pandemie konnte Volkswagen seinen Marktanteil in China
steigern. „Der Gesamtmarkt in China ist im ersten Quartal
um etwa 40 Prozent eingebrochen, bei uns deutlich weniger“,
sagte VW-China-Chef Stephan Wöllenstein der WELT. Dazu
lief zuletzt in 32 von 33 Werken, die der Konzern allein oder
mit Kooperationspartner in China betreibt, die Produktion
wieder an.
Nachrichten wie diese, sind vor allem deshalb bedeutend, da
der chinesische Markt für Volkswagen, wie auch für Daimler
und BMW der mit Abstand wichtigste ist. Allein VW verkauft
40 Prozent seiner Autos nach/in China. Bei Daimler
und BMW waren es 2019 rund 30 Prozent. Hinzu kommt:
China ist mit Blick auf den Corona-Ausbruch dem Rest der
Welt weit voraus. Kaufen die Chinesen nun also tatsächlich
bereits im Juni wieder in etwa so viele neue Autos wie im Vergleichszeitraum
20 BÖRSE am Sonntag · 19/20
2019, dann würde dies auch für die restlichen
Märkte weltweit Hoffnung geben. Womöglich gar blüht bald
eine ganz neue Konsumfreude auf. Die nun wohl auf Dauer
manifestierten Niedrigzinsen, eine aufkeimende Angst vor der
Geldentwertung und die volatilen Märkte, könnten dazu führen,
dass diejenigen, die noch Geld besitzen – und das sind
trotz Corona-Krise in den westlichen Industrieländern noch
einige – nun lieber eine teure Investition mehr tätigen, als zu
sparen oder ihr Geld anzulegen. Einen solchen Entschluss fördern
würden mit Blick auf den Auto-Kauf staatliche Prämien
– wie sie ja gerade in Deutschland diskutiert werden – und
überhaupt große Konjunkturpakete – wo es wiederum auch
in China bald weitere geben dürfte.
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