34 BÖRSE am Sonntag · 19/20
Foto: nitpicker - Shutterstock.com
AKTIEN & MÄRKTE UNTERNEHMEN FONDS ZERTIFIKATE ROHSTOFFE LEBENSART
sank der Aktienkurs der betroffenen Unternehmen
durchschnittlich um drei Prozent
– in einem insgesamt ohnehin schwachen
Markt. Im vergangenen Jahr hatte
das durchschnittliche Minus am Tag einer
Gewinnwarnung noch bei sieben Prozent
gelegen. „In einem hochgradig volatilen
Kapitalmarkt, der global von COVID 19
betroffen ist, traten zuletzt unternehmensindividuelle
Nachrichten etwas in den
Hintergrund“, erklärt Dr. Martin Steinbach,
Partner und Leiter des Bereichs IPO
and Listing Services bei EY. „Es ist ohnehin
jedem Investor klar, dass sich kaum ein
Unternehmen dieser beispiellosen Krise
entziehen kann. Starke Auswirkungen auf
Aktienkurse hatten hingegen Themen wie
staatliche Hilfspakete, die Ölpreisentwicklung
oder auch Hoffnung auf Impfstoffe.“
Ein größeres Gewicht als die Gewinnentwicklung
der Unternehmen habe
ohnehin inzwischen das Thema Liquidität bekommen, sagt
Knarse: „Derzeit geht es in erster Linie darum, die Mitarbeiter
zu schützen, die finanzielle Stabilität und Nachhaltigkeit des
Unternehmens zu sichern und den operativen Fortbestand zu
gewährleisten.“
Aber auch an die Zukunft sollte gedacht werden, mahnt Knarse:
„Die Unternehmen stehen vor der Herausforderung, trotz der
zum Teil existenzbedrohenden Krisensituation daran zu arbeiten,
widerstandsfähiger und anpassungsfähiger zu werden, etwa
durch eine stärkere Digitalisierung, die Flexibilisierung von Kostenstrukturen,
besseren digitalen Kundenzugang und robustere
Supply Chains. Es wird eine Zeit nach dieser Krise geben – und
wer dann lieferfähig ist und ein attraktives Produktangebot
bieten kann, wird zu den Gewinnern des anschließenden Aufschwungs
gehören.“
Deutsche Unternehmen bereits 2019 mit
171 Gewinn- oder Umsatzwarnungen
Da passt es überhaupt nicht gut ins Bild, dass deutsche Unternehmen
bereits 2019 so viele Gewinnwarnungen abgegeben
hatten, wie nie zuvor. Von Corona redete da noch niemand.
/Shutterstock.com