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06 BÖRSE am Sonntag · 19/20
Bei den US-Indizes war die Performance
im April geschichtsträchtig. Der S&P 500
verzeichnete mit 12,68 % den stärksten Anstieg
seit Januar 1987 (+13,18 %). Nach der
positiven Entwicklung, mit der die bereits
im März begonnene Erholung fortgesetzt
wurde, stellen sich nun jedoch viele Börsianer
die Frage, ob das Ende der Gegenbewegung
erreicht ist. Denn zum einen bleibt
das tatsächliche Ausmaß der negativen Folgen
der Corona-Krise für die Wirtschaft
ungewiss. Zum anderen beginnt nun die
statistisch betrachtet schwächste Phase für
den S&P 500 im Jahresverlauf. Die zu dieser
Zeit gern zitierte Börsenweisheit „Sell
in May and Go Away!“, wird deshalb wieder
vermehrt hervorkramt. Das hat einen
Grund. Der Sechsmonatszeitraum von Mai
bis Oktober ist der schlechteste – zumindest
in der langfristigen Betrachtung seit 1950.
In dieser Sechsmonatsperiode beträgt die
durchschnittliche Performance +1,5 %. Der
beste Sechsmonatszeitraum ist der von November
bis April mit durchschnittlich 7 %
Plus. Allerdings zeigen sich auch in diesem
Beispiel die Tücken einer solchen statistischen
Betrachtung. Sie lassen keine Rückschlüsse
auf künftige Entwicklungen zu.
Das zeigt sich unter anderem daran, dass der
S&P in den vergangenen zehn Jahren ganze
sieben Mal besser, teilweise deutlich besser
abschnitt, als der Blick in die Vergangenheit
suggeriert hat.
In Deutschland ist der Mai traditionell die
Zeit, in der viele börsennotierte Unternehmen
ihre Hauptversammlungen abhalten.
Die Corona-Krise hat jedoch auch hier zu
signifikanten Einschränkungen und Veränderungen
geführt. Einige der Aktionärstreffen
wurden verschoben. Die, die dennoch
stattfinden, werden nicht als übliche Präsenzveranstaltungen
mit Publikum vor Ort
abgehalten, sondern werden online über
Live-Streams durchgeführt. Das sind aber
längst nicht die einzigen Punkte, die sich
2020 geändert haben. Eine Reihe von Firmen
hat angekündigt, über gekürzte oder
sogar komplett gestrichene Ausschüttungen
abstimmen lassen zu wollen. In diesen
Schritten schlagen sich die Unsicherheiten
bezüglich der weiteren Geschäftsentwicklung
nieder, weil sich die negativen Folgen
im Zusammenhang mit der Corona-Krise
nicht genau beziffern lassen. Viele Unternehmen
halten daher ihre Gelder zusammen,
was sinnvoller sein kann, als Dividenden aus
der Substanz oder gar durch die Aufnahme
neuer Schulden zu zahlen. Wie stark die
gesamtwirtschaftlichen Folgen durch die
Corona-Krise sind, lässt sich zudem an immer
mehr statistischen Daten erahnen. Beispielsweise
waren im März die Auftragseingänge
in der deutschen Industrie um 15,6 %
zum Vormonat eingebrochen. Das war der
stärkste Rückgang seit Beginn der Zeitreihe
im Januar 1991.
„Sell in May
and Go Away?”
Virtuelle
Dividenden-Saison
„Rezession historischen
Ausmaßes“
Die EU-Kommission hat ihre Konjunkturprognosen
für die Eurozone sowie die gesamte
EU vorgelegt. Sie erwartet eine „Rezession
historischen Ausmaßes“. Demnach
geht sie für dieses Jahr von einem Rückgang
der Wirtschaftsleistung im Euroraum von
7,7 % aus. In der EU wird ein Minus von
7,4 % erwartet. Im nächsten Jahr wird dann
zwar mit Erholungen von 6,3 % in der Eurozone
bzw. 6 % in der EU gerechnet, damit
würden die für dieses Jahr erwarteten Einbußen
aber nicht aufgeholt. Wie immer sind
solche Prognosen mit Vorsicht zu genießen,
weil die wirtschaftlichen Entwicklungen von
sehr vielen Faktoren abhängen. Das gilt in
der aktuellen Krise umso mehr. Unterdessen
haben die europäischen Aktienmärkte
nach den Kurseinbrüchen im Februar/März
Erholungen gebildet. Bei vielen, u. a. beim
EURO STOXX 50 und dem STOXX Europe
600, sind diese bislang aber lediglich als
technische Gegenbewegungen zu klassifizieren.
Aber auch hier gilt die Börsenweisheit.
Es gibt nicht einen Aktienmarkt, sondern
einen Markt von Aktien. Während die meisten
Unternehmenspapiere deutlich unter
ihren Höchstkursen liegen – manchmal
sogar sehr deutlich – gibt es Werte, die bereits
wieder neue Bestmarken erreicht haben.
Beispiele aus dem STOXX Europe 600 sind
der Versicherer Admiral Group, der Chemie-
und Pharmakonzern Lonza Group und der
Online-Lebensmittelhändler Ocado Group.
S&P 500 Stand 6.5.2020 DAX Stand 6.5.2020 STOXX Europe 600 Stand 6.5.2020