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Gold ein gewisse Versicherung bietet.
Und dann ist da natürlich noch das steigende
Inflationsrisiko, das deutlich höher
ist, als von den Finanzmarktteilnehmern
eingepreist.
Was macht Sie da so sicher?
Es heißt oft, es hätte im Nachgang der
Finanzkrise 2008/09 keine Inflation gegeben.
Das stimmt aber nicht. Wir haben
eine massive Asset-Price-Inflation gesehen.
Jetzt sehen wir noch viel größere
Rettungspakete als damals. Per Ende April
beliefen sich die fiskalischen und monetären
Stimuli weltweit auf 20 Billionen
US-Dollar. Das entspricht 23,6 Prozent
der Weltwirtschaftsleistung. Dazu kommen
neue Maßnahmen, die in Richtung
Helikoptergeld, Modern Monetary Theory
oder bedingungsloses Grundeinkommen
gehen. Solche Dinge werden zumindest
diskutiert und früher oder später
vielleicht auch implementiert werden.
Und die haben nochmal einen viel direkteren
Einfluss auf die Inflationsdynamik.
Traditionelles Quantitative Easing ist immer über den Bankensektor
gegangen. Bei diesen Maßnahmen wird dieser Umweg
nicht genommen.
Gibt es darüber hinaus noch
weitere Faktoren?
Es lassen sich durchaus weitere inflationstreibende Trends beobachten,
wie den hin zur Deglobalisierung zum Beispiel. Wir sehen
auch Rufe nach höheren Mindestlöhnen und aufgrund der Maßnahmen
im Zuge der Coronakrise eine sinkende Produktivität.
Das hat Konsequenzen für die Fertigungsprozesse. Im April gab es
in den USA übrigens die höchsten Preiszuwächse in Supermärkten
seit 46 Jahren. Da gibt es eine sehr interessante Studie, die besagt,
dass die Konsumenten ihre Inflationserwartungen sehr stark an die
Supermarktpreise koppeln. Damit haben nun viele Leute wieder
Inflationsängste. Alles Dinge, die mich vorsichtig stimmen und
glauben lassen, dass die Inflation zum Thema werden könnte.
Das ist ja auch genau das, was die Notenbanken
erreichen wollen.
Das ist kein Geheimnis. Es ist ja klar: Je verschuldeter ich bin,
desto mehr fürchte ich die Deflation und desto mehr wünsche
ich mir die Inflation. Insofern spricht einiges für steigende Inflationsraten.
42 BÖRSE am Sonntag · 24/20
Nicht unmittelbar, aber vielleicht auf Sicht der
nächsten Quartale.