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Indikator für eine Rezession. Dazu waren
die Unternehmensergebnisse alles
44 BÖRSE am Sonntag · 24/20
andere als positiv.
Dafür scheinen viele ziemlich
überrumpelt.
Mich wundert es immer, wenn die Leute
sagen, dass doch alles eitel Sonnenschein
war. Dem war eben nicht so. Natürlich
kam der Virusausbruch unerwartet, aber
auf der anderen Seite wären viele der
Dinge, die jetzt passieren, ohnehin passiert.
Wichtig ist jetzt zu analysieren, in
welche Richtung es weitergehen kann.
Ich halte beispielsweise eine V-förmige
Erholung für relativ ausgeschlossen. Es
gibt natürlich einige Krisenprofiteure,
aber ein Großteil der Branchen leidet
massiv. Einiges wurde nun kurzfristig
durch die Rettungsmaßnahmen der Politik
abgefangen. Aber klar ist: Die große
Pleitewelle kommt noch. Das, was wir
bislang gesehen haben, war nur das Vorspiel.
Die Ratingagentur S&P hat ihren
Ausblick bei 1.300 Unternehmen und 18
Staaten zum Negativen verändert. Da
wird es noch viele Abstufungen geben,
sprich die Refinanzierungen werden teurer
und dann werden die Risiken höher
eingeschätzt. Ich habe immer gesagt:
Nach der Coronakrise kommt die Schuldenkrise.
Nicht nur auf Ebene der Staatsschulden,
sondern auch auf der der Unternehmen
und der privaten Haushalte.
Raten Sie also davon ab, in Aktien
zu investieren?
Das kommt ganz darauf an. Man muss
natürlich selektiv vorgehen. Grundsätzlich
werden gut gemanagte Unternehmen
mit guten Produkten, die sauber
finanziert sind, auch durch diese Krise
kommen, sogar gestärkt. Abgesehen davon
sind das Scheitern und der Bankrott
elementare Bestandteile eines kapitalistischen
Systems. Je länger die Insolvenzverschleppung
anhält, desto brüchiger
werden die Strukturen und desto
schlimmer ist die „Japanifizierung“, die ich befürchte. Es ist
ja normal nicht so, dass wenn ein Unternehmen Konkurs geht
alle Assets verpuffen, dass dann die Arbeiter und die Maschinen
plötzlich weg sind. Da ändern sich einfach die Bewertungen.
Insofern halte ich das längerfristig für reinigend. Kurzfristig
nicht, klar. Aber je länger man solche Dinge hinausschiebt,
desto böser wird das Erwachen.
Zurück zum Gold. Viele Faktoren, die Preis des Edelmetalls
antreiben, bedrohen gleichzeitig unser Wirtschafts
und Finanzsystem. Wettet man mit einem
Goldinvestment nicht irgendwie auch gegen das eigene,
uns bekannte Wirtschafts- und Finanzsystem?
Jemand der vor 1971 gelebt hat, dem würde wahrscheinlich das
derzeitige Geld- und Finanzsystem als komplett abstrus erscheinen.
Der würde sich wundern, wie stark die Märkte von Aussagen
von Politikern und Notenbankern bewegt werden im Vergleich
zu Unternehmenskennzahlen und Produktideen. Man
sieht also schon eine gewisse Pervertierung unseres Systems.
Ob ein Goldinvestment jetzt eine Wette dagegen ist, ist schwer
zu sagen. Gold ist einfach ein Asset außerhalb des Systems, das
nicht wahllos inflationiert werden kann und kein Gegenparteirisiko
hat. Wenn ich Gold physisch halte, dann ist das einhundertprozentiger
Besitz. Es gibt keine Versprechungen, die
daran geknüpft sind. Gold ist keine Religion und sicher nicht
die Antwort auf alles, aber sicher eine gute Antwort auf die
Probleme, die die Welt momentan hat.
Nun lautet ihr Report ja auf den Namen „In Gold
We Trust“. Vertrauen Sie eigentlich auch noch auf
etwas anderes, als auf Gold?
Investments in solide geführte Unternehmen haben natürlich
stets ihre Berechtigung. Es gibt wahnsinnig spannende Technologien
im Moment, vollkommen klar. Generell glaube ich, dass
Rohstoffe eine Renaissance feiern werden. Dazu sind wir sehr
zuversichtlich für Bitcoin. Meiner Meinung nach ist Bitcoin
digitales Gold. Überhaupt hat sich in den letzten Jahren im
Bereich der Krypto-Assets unglaublich viel getan. Ich glaube es
wird irgendwann ganz normal sein, dass man digitale Assets im
Portfolio hält. Und da sehe ich Bitcoin und Ethereum als die
wesentlichen Player.
Entwickeln sich diese womöglich auch zu einer Art
sicherer Hafen?.
Ja. Die Volatilität von Krypto-Assets im Allgemeinen ist natürlich
noch hoch. Aber wir haben in diesem Jahr gesehen, dass
der Preis von Bitcoin seit Jahresbeginn beachtliche 36 Prozent
im Plus liegt. Vor kurzem haben wir einen Fonds aufgelegt,