AKTIEN & MÄRKTE UNTERNEHMEN FONDS ZERTIFIKATE ROHSTOFFE LEBENSART
Märkte im Überblick
USA DEUTSCHLAND EUROPA
08 BÖRSE am Sonntag · 24/20
Die dynamischen Kurserholungen am USAktienmarkt
in den vergangenen Wochen
zeigen eindrucksvoll, dass an der Börse alles
möglich ist – selbst das vermeintlich Undenkbare.
Wer hätte Mitte März angesichts
der massiven Kurseinbrüche und den düsteren
konjunkturellen Prognosen gedacht, dass
die Verluste im Zuge des „Corona-Crashs“
bereits nach relativ kurzer Zeit wieder ausgeglichen
sind. Natürlich trifft das nicht auf
alle Aktien zu. Es zeigen sich teils deutliche
Unterschiede. Eine große Rolle spielt dabei,
welche Branchen und Firmen von den Investoren
als Gewinner und Verlierer der Veränderungen
angesehen werden, die durch
Corona entstanden oder verstärkt worden
sind. Beispielsweise dürfte sich der Digitalisierungstrend
in sämtlichen Lebensbereichen
mit all seinen Facetten (u. a. Online-Handel,
Internetdienste, Homeoffice) beschleunigt
haben. Viele Gesellschaften, die von dieser
Entwicklung profitieren, sind im NASDAQ
100 enthalten. Der Index hat zuletzt
sein Allzeithoch von Februar dieses Jahres
überwunden. Zu dieser Stärke beigetragen
haben die Schwergewichte Apple, Microsoft,
Amazon.com, Alphabet und Facebook, die
zusammen rund 45 % des Kursbarometers
ausmachen. Aber nicht nur diese Werte waren
stark gefragt. Von den 100 Indexmitgliedern
haben während der dynamischen
Erholung seit Mitte März rund ein Drittel
neue Kursbestmarken erreicht.
Deutschland ist eine Exportwirtschaft. Die
Nachfrage nach Waren „Made in Germany“
ist ein wichtiger Faktor für das wirtschaftliche
und gesellschaftliche Gefüge in Europas
größter Volkswirtschaft. Es gibt Untersuchungen,
wonach jeder vierte Arbeitsplatz
vom Export abhängt – in der Industrie sogar
jeder zweite. Die nun vorgelegte Außenhandelsstatistik
für April zeigt einen noch nie
da gewesenen Einbruch. Nach Angaben
des Statistischen Bundesamtes war das Exportvolumen
zum Vorjahreswert um 31,1 %
auf 75,7 Mrd. Euro gesunken. Das war der
stärkste Rückgang seit Beginn der Datenreihe
im Jahr 1950. Diese Entwicklung ist
ein Beispiel für die massiven negativen wirtschaftlichen
Folgen durch Corona, die sich
nun in den harten Fakten niederschlagen.
An der Börse spielt die Vergangenheit jedoch
eine untergeordnete Rolle. Stattdessen wird
die Zukunft gehandelt. Und in der zuletzt
dynamisch fortgesetzten Erholung scheint
sich die Zuversicht niederzuschlagen, dass
sich die Wirtschaft relativ schnell wieder
erholt. Der DAX hat nun beinahe wieder
sein Niveau von vor dem „Corona-Crash“
erreicht. Ein Katalysator für den Anstieg in
den vergangenen Wochen dürfte zudem die
lockere Geldpolitik der EZB gewesen sein.
Dadurch steht noch mehr Kapital zur Verfügung,
welches auf der Suche nach rentablen
Anlageformen ist. Und dazu gehört der
Aktienmarkt.
NASDAQ-100
mit neuen Rekorden
Kurse steigen, trotz
schlechter Daten
EZB
legt nach
An den europäischen Aktienmärkten setzte
sich die im März begonnene Erholung fort.
Dem EURO STOXX 50 war es Ende Mai
gelungen, über das im April markierte Zwischenhoch
zu klettern. Er zeigte danach eine
große Aufwärtsdynamik. Und dass, obwohl
die Aussichten für die konjunkturelle Entwicklung
alles andere als rosig sind. Die
Europäische Zentralbank (EZB) rechnet in
diesem Jahr mit einer schweren Rezession
im Euroraum. Sie geht von einem Einbruch
des Bruttoinlandsproduktes (BIP) von 8,7
% aus. Sie hat daher auf ihrer letzten Sitzung
nach gelegt und weitere geldpolitische
Maßnahmen beschlossen, um den negativen
Folgen des Corona-Shutdowns entgegenzuwirken.
Dazu gehört u. a. die Aufstockung
des Pandemie-Notfallankaufprogramms
(PEPP) von 700 auf 1.350 Mrd. Euro. Dessen
Laufzeit wurde zudem bis mindestens
Ende Juni 2021 verlängert. Die Maßnahmen
sollen vor allem die Finanzierungsbedingungen
für Staaten und Firmen erleichtern
und damit letztlich die Wirtschaft
stützen. Mit ihren Entscheidungen hat die
EZB einmal mehr ein klares Zeichen gesetzt,
sämtliche ihr zur Verfügung stehenden
geldpolitischen Instrumente einzusetzen,
wenn nötig. Dazu gehören nicht allein
die Leitzinsen, bei denen der Spielraum mit
einer Rate von 0 % (Hauptrefinanzierungsgeschäfte)
und einer negativen Rate bei der
Einlagefazilität bereits ausgeschöpft scheint.
NASDAQ-100 Stand 10.06.2020 DAX Stand 10.06.2020 EURO STOXX 50 Stand 10.06.2020
/Amazon.com