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Rückblickend waren das gut gewählte
Einstiegszeitpunkte, da die Aktie damals
etwas an Schwung verloren hatte. Die
Anfang 2019 dann erneut einsetzende
Kursexplosion nahm Buffett voll mit. Inzwischen
sind seine Anteile mehr als 125
Milliarden US-Dollar wert.
Damit steckt nun in etwa die Hälfte
der Investmentsumme von Berkshire
Hathaway (rund 240 Milliarden US-Dollar)
in Apple, respektive in der Tech-Branche.
Dazu besitzt Buffett seit 2019 auch
537.000 Amazon-Aktien, deren Wert sich
seither in etwa verdoppelt haben dürfte.
Kritiker werden anführen, dass ein früherer
Einstieg bei Tech-Konzernen dieser
Güte noch wesentlich mehr Rendite
eingebracht hätte, aber Buffett ist eben
nicht der Typ für großangelegte Spekulationen.
Bei Berkshire Hathaway wird
abgewogen, analysiert und dann meist
vor dem Hintergrund eines langfristigen
Investmenthorizonts mit Ruhe und Geduld
investiert. Die Mega-Schnäppchen
finden sich so vielleicht selten – günstige
Einstiegsgelegenheiten aber durchaus.
Nicht nur das Beispiel Apple beweist dies
eindrucksvoll.
Zurückhaltung in der Corona-
Krise könnte sich noch auszahlen
In der Corona-Krise zeigt sich Buffett
hingegen tatsächlich erstaunlich zurückhaltend.
Im März und April in großem
Stil einzusteigen, das hat er zweifelsohne
verpasst. Im Gegenteil: Im zweiten Quartal
hat Buffett sogar deutlich mehr Werte
verkauft als gekauft. Das akzeptiert er
aber offenbar und läuft nun den steigenden
Kursen nicht hinterher. Es ist ja auch
nicht so, als wäre er nicht investiert. Und
die 147 Milliarden Dollar Cash, auf denen
Berkshire Hathaway aktuell sitzt, werfen
zwar für den Moment nichts ab, können
dafür langfristig wohlüberlegt investiert werden – die nächsten
Rücksetzer kommen bestimmt.
Zuletzt war Buffett außerdem schon wieder umtriebiger, kaufte
sich bei dem Minenkonzern Barrick Gold ein und vor kurzem in
die fünf größten japanischen Handelshäuser. Die Argumente für
Barrick Gold liegen auf der Hand, schließlich notiert der Goldpreis
aktuell deutlich über den Produktionskosten vieler Minenbetreiber.
Dass er noch weiter steigt, gilt unter einigen Experten
als wahrscheinlich.
Das Japan-Investment kommt dagegen aus dem Nichts, passt zu
Buffett aber wie die berühmte Faust aufs Auge. Für mehr als sechs
Milliarden Dollar schnappte er sich mit Berkshire Hathaway jeweils
rund fünf Prozent an Itochu, Marubeni, Mitsubishi, Mitsui
& Co und Sumitomo. Deren Aktien wurde zuletzt allesamt nicht
nur deutlich unter ihrem Buchwert gehandelt, auch die Dividendenrenditen
zwischen 2,8 und 5,3 Prozent erschienen Buffett wohl
lukrativ. Das Preis-Leistungs-Verhältnis der fünf Konzerne liegt
dazu spürbar unter dem Durchschnitt des japanischen wie auch
des US-amerikanischen Gesamtmarktes. „Ich freue mich sehr, dass
Berkshire Hathaway ein Teil von Japans Zukunft wird“, so Buffett
über eines seiner wenigen Auslandsinvestments.
Nachfolge wohl geregelt – aber Aufhören will Buffett
auch mit 90 Jahren nicht
Apropos Zukunft: Ans Aufhören denkt Buffett auch mit stolzen
90 Jahren noch lange nicht. Er sehe keinen Anlass für einen
Ruhestand, solange er so viel Freude an seinem Job habe, dass er
jeden Tag im Büro am liebsten mit einem Stepptanz beginnen
würde, sagte er erst vor kurzem. In der Vergangenheit hatte er
zudem versprochen, „zu arbeiten, bis ich über 100 bin“. Seine
Nachfolge, sowie die seines Senior-Partners Charlie Munger, der
bereits 96 Jahre alt ist, soll aber wohl geregelt sein. Als Favoriten
gelten die beiden Berkshire-Manager Ajit Jain und Greg Abel, 69
und 59 Jahre alt. Aber auch die Namen Ted Weschler (58) und
Todd Combs (49) kursieren.
Schicke Sportwagenflitzer oder ein neues Traumhaus wird es für
Buffett derweil wohl auch auf seinem Weg zur 100 nicht geben.
Was allerdings nicht heißt, dass er sparsam lebt. Er gibt sein Geld
aus – als einer der großzügigsten Philanthropen der Welt aber in
erster Linie für wohltätige Zwecke. In den vergangenen 20 Jahren
hat er Schätzungen zufolge rund 46 Milliarden US-Dollar gespendet.
Auch das ist Teil seiner Legende. Oliver Götz
10 BÖRSE am Sonntag · 36/20