AKTIEN & MÄRKTE UNTERNEHMEN FONDS ZERTIFIKATE ROHSTOFFE LEBENSART
Fahrradhändler zählen zu den größten
Gewinnern der Coronakrise. Das geht aus
einer aktuellen ifo-Konjunkturumfrage
hervor. Hintergrund: Viele Bürger wollen
in der Pandemie öffentliche Busse und
Bahnen vermeiden und nutzen deshalb
lieber das Rad, entweder den klassischen
Drahtesel oder das moderne E-Bike. „Besonders
in der Zeit des Shutdowns hat das
Fahrrad enorm an Popularität gewonnen,
es wurde anteilig deutlich stärker genutzt
als zuvor“, sagt Stephanie Krone, Sprecherin
des Allgemeinen Deutschen Fahrrad-
Clubs (ADFC). „Das Fahrrad liegt generell
im Trend, durch Corona ist aber ein
sehr hoher Andrang zu verzeichnen“, ergänzt
Tobias Hempelmann, Vorstandsmitglied
des Verbands des Deutschen
Zweitradhandels (VDZ) und Inhaber eines
mittelständischen Fahrradgeschäfts.
Industrie und Handel erlebten in den
Wochen nach dem bundesweiten Shutdown
einen ungeahnten Ansturm und explodierende
Umsätze. Corona bescherte laut Hempelmann ein
Umsatzplus von 40 bis 80 Prozent für die Monate Januar bis Juni
2020 im Vergleich zum Vorjahreszeitraum.
Fahrradboom weltweit
Dieser Trend spiegelt sich auch außerhalb Deutschlands wider.
So berichtet der französische Sportartikelhersteller Decathlon
von drei Mal so vielen abgesetzten Fahrrädern in Europa, in
Frankreich selbst verdoppelte sich der Absatz im Mai und Juni.
Sogar in den fahrradfeindlichen USA lag das Plus bei 81 Prozent
im Mai, ermittelte der Branchenverband People for Bikes.
Bei Google Maps stieg die Nachfrage nach Radrouten um 64
Prozent – Rekordniveau. Beschleunigt wird der Fahrrad-Boom
durch die zunehmende Nachfrage nach E-Bikes. Bisher liegt der
Anteil am Gesamtmarkt bei 23 Prozent. Doch schon bald könnte
jedes dritte verkaufte Rad mit elektrischem Antrieb laufen.
Zudem profitieren die Hersteller von der wachsenden Zahlungsbereitschaft
der Kunden.
Keine deutschen Player an der Börse
Doch wie am Boom mitverdienen? Asiatische und niederländische
Unternehmen dominieren den Markt, deutsche Hersteller sind inzwischen
nicht mehr börsennotiert. Hierzulande ist der Fahrrad-
38 BÖRSE am Sonntag · 36/20
Foto © picture alliance/dpa | Friso Gentsch