AKTIEN & MÄRKTE UNTERNEHMEN FONDS ZERTIFIKATE ROHSTOFFE LEBENSART
Märkte im Überblick
USA DEUTSCHLAND EUROPA
06 BÖRSE am Sonntag · 36/20
Schon seit Jahren zeichnet sich die weltweite
Geldpolitik durch einen äußerst expansiven
Kurs aus. Daran dürfte sich auf
absehbare Zeit nichts ändern. Im Gegenteil:
Die US-Notenbank (Fed) hat zuletzt
im Rahmen ihrer regelmäßigen Überarbeitung
des geldpolitischen Rahmenwerks
eine bedeutsame Anpassung vorgenommen.
Bislang hatte sie mit ihren Instrumenten
(Leitzinsen, Kaufprogramme) kontinuierlich
versucht, ihr festes Inflationsziel von 2
% exakt zu erreichen. Bei Werten darüber
wurde zeitnah gegengesteuert. Allerdings
wurde das starre 2-%-Ziel in der Vergangenheit
nur selten erreicht. Nun sollen
Phasen zugelassen werden, in denen die
Inflation über 2 % hinausschießt, wenn
es vorher Perioden mit einer sehr geringen
Teuerung gab. Daraus soll dann ein durchschnittlicher
Wert von 2 % über einen
längeren Zeitraum realisiert werden. Der
Schritt der Fed könnte eine Blaupause für
andere Notenbanken sein. Damit dürfte die
geldpolitische Geldschwemme auch künftig
eine treibende Kraft für die Aktienmärkte
bleiben. Das gilt insbesondere für die übergeordneten
Aufwärtstrends und schließt
demnach kleine und größer Korrekturen
nicht aus. Mit Blick auf das aktuelle Marktumfeld
hat sich beispielsweise bereits wieder
Rückschlagpotenzial aufgebaut. Die
Frage ist nicht ob, sondern wann es zu einer
nächsten temporären Entladung kommt.
Die deutschen Aktienindizes haben sich zuletzt
fester gezeigt. Sie machten damit weitere
Fortschritte, die Corona-Crash-Delle komplett
wettzumachen. Der DAX notiert aktuell
deutlicher über der Marke von 13.000
Punkten. Bis zum Allzeithoch von Februar
bei 13.795 Zählern fehlen somit nur noch
etwas mehr als 3 %. Kann dieser potenzielle
Widerstand nachhaltig überschritten werden,
erhöht sich die Wahrscheinlichkeit für
eine Fortsetzung der Aufwärtsbewegung, die
sich seit dem Korrekturtief im März gebildet
hat. Damit einher geht die Möglichkeit
einer Wiederaufnahme des übergeordneten,
langfristigen Aufwärtstrends. Allerdings ist
nicht auszuschließen, dass es im Bereich des
Allzeithochs zunächst zu einer Konsolidierung
oder gar Korrektur kommt. Es gibt
erste kleine Hinweise für wachsendes Rückschlagpotenzial.
Dazu gehören die jüngst,
trotz positiver Kursentwicklung, anziehenden
impliziten Volatilitäten bei den DAXOptionen.
Bei einem Rücksetzer dürfte es
sich, wenn „große“ negative Katalysatoren
ausbleiben, für die es derzeit keine Anzeichen
gibt, nur um ein temporäres Innehalten
handeln. Während der DAX noch keine
neuen Rekorde markierte, konnten einige
Indexmitglieder zuletzt mit Bestmarken aufwarten.
Dazu gehören die beiden Immobilienkonzerne
Vonovia und Deutsche Wohnen,
der Industriegase-Spezialist Linde sowie der
Softwareriese SAP.
Fed mit bedeutsamer
Anpassung
DAX nähert sich
Allzeithoch
Eurostärke
bereitet Sorgen
Eine nähere Analyse der Entwicklung an
den europäischen Finanzmärkten in den
letzten Wochen bringt nicht sonderlich viel
Spektakuläres zutage. Viele Indizes haben
ihre Erholungsbewegungen fortgesetzt, die
sie im Anschluss des Corona-Crashs im
Februar/März dieses Jahres gebildet haben.
Andere befinden sich seit einiger Zeit in
einer Konsolidierungsphase, wie beispielsweise
der STOXX Europe 600 als breit
gefasster Gradmesser für die Entwicklung
an den europäischen Aktienmärkten. Und
auch der EURO STOXX 50 zeigt seit Anfang
Juni eine Seitwärtsbewegung in Form
eines aufwärtsgerichteten Dreiecks. Auf der
Oberseite wird es bei rund 3.390 Punkten
und auf der Unterseite aktuell bei etwa
3.245 Zählern begrenzt. Der Preis läuft nun
in die Spitze dieser Formation, was einen
Ausbruch immer wahrscheinlicher macht.
Gelingt er auf der Oberseite, spräche dies
für eine Fortsetzung der Erholungsbewegung.
Ein Bruch nach unten, könnte zunächst
einmal Korrekturpotenzial eröffnen.
Abseits der europäischen Aktienmärkte
bemerkenswert ist die Stärke des Euro zum
US-Dollar. Seit Mai ist der Wechselkurs
EUR/USD von 1,08 auf zuletzt 1,20 USDollar
gestiegen. Es gibt inzwischen bereits
erste Berichte, wonach sich die Europäische
Zentralbank (EZB) darüber Sorgen macht.
Damit steigt auch hier der Druck, die Geldpolitik
noch weiter zu lockern.
S&P 500 Stand 03.06.2020 DAX Stand 03.06.2020 Euro in US-Dollar Stand 03.06.2020