AKTIEN & MÄRKTE UNTERNEHMEN FONDS ZERTIFIKATE ROHSTOFFE LEBENSART
US-Behörden jene verdächtigen Transaktionen,
weshalb man nun vermutlich von
Fehlern der Vergangenheit spricht.
Wie genau die Zusammenarbeit mit
den Behörden aussah und womöglich
aussieht, bleibt vorerst im Dunkeln. Jedenfalls,
so der „Middle East Monitor“,
habe ein Softwarefehler bei der Deutschen
Bank in den USA dazu geführt,
dass verdächtige Transaktionen ein Jahrzehnt
lang nicht sicher als solche erkannt
wurden – indirekt half dies also, ISIS im
Irak im Geschäft zu halten, auch mit den
illegal erlangten Rohstoffen wie Öl und
Gas, deren Verkauf 2015 eigentlich unterbunden
26 BÖRSE am Sonntag · 40/20
war.
Der Börsenkurs der Bank jedenfalls hat
nun einiges an möglichem Ungemach
„eingepreist“: Wäre alles so historisch
wie aus den Frankfurter Bankentürmen
vermeldet, die Schreckdelle im Aktienkursverlauf
hätte sich wieder ausgebügelt.
Man hofft an der Börse vor allem, dass
Erlöse etwaiger künftiger Kapitalerhöhungen
nicht nur dazu da sein werden,
mehr oder weniger direkt an amerikanische
Justizbehörden weitergereicht zu
werden. So ähnlich muss das den Investoren
in der Vergangenheit schon mal
vorgekommen sein. Im Hintergrund allerdings
scheint eine Furcht die Anleger
besonders umzutreiben: Dass nämlich
Bankchef Christian Sewing, bis 2014
Leiter der Konzernrevision, mit in den
Strudel etwaiger Enthüllungen geraten
und beschädigt werden könnte. Der Boss
kann am Kursverlauf schon mal ablesen,
was eine pure Befürchtung mit seiner
Bank macht, er könnte womöglich scheitern.
Sehr schmeichelhaft womöglich,
aber auch etwas deprimierend. Wenn
ein wichtiger Teil des Börsenwertes der
ehemals bedeutenden Deutschen Bank
am Vorstandschef festzumachen ist, und
noch ein unbekannter Prozentsatz an der
Möglichkeit weiterer Justizauseinandersetzungen,
woraus speist sich dann bloß
der Rest?
Und das sagen die Analysten:
Die Experten von JP Morgan bewerten
die Aktien der Deutschen Bank mit
„neutral“. Das Kursziel steht bei 7,00
Euro. Im Investmentbanking laufe es
offenbar besser. Trotzdem lägen die Erträge
noch längst nicht über den Kapitalkosten.
Dies werde noch dauern.
Auch die Analysten der UBS sehen die
Aktien der Deutschen Bank bei „neutral“.
Die Schweizer errechnen ebenfalls
ein Kursziel der Frankfurter von 7,00
Euro. Sie beziehen sich in ihrer Analyse
auf eine Branchenkonferenz. Dort äußerte
sich CFO von Moltke zum dritten
Quartal. Bei Anleihen, Währungen und
Rohstoffen läuft es demnach besser. Das
dürfte sich positiv auf die Markterwartungen
auswirken. Die harte Kernkapitalquote
könnte 2020 laut dem CFO bei
mehr als 12,5 Prozent liegen. Der Markt
rechnet mit 12,8 Prozent. Die Analysten
gehen von 12,6 Prozent aus.
Die Analysten der DZ Bank bestätigen
die Halteempfehlung für die Aktien der
Deutschen Bank. Das Kursziel wird von
8,00 Euro auf 7,50 Euro reduziert. Die
Bank macht Fortschritte bei den Kosten,
das gefällt den Analysten. Allerdings ist
unklar, wie nachhaltig die Steigerungen
bei den Erträgen in der Kernbank sind.
Für 2020 prognostizieren die Analysten
weiter einen Verlust je Aktie von 0,25
Euro, der sich 2021 auf 0,03 Euro reduzieren
soll. 2022 soll es dann einen Gewinn
je Aktie von 0,98 Euro geben.
Reinhard Schlieker