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James Bond geht auf heikle Mission
Manfred Knof
Foto © picture alliance / Tobias Hase/dpa | Tobias Hase
ZITAT DER WOCHE
„Ich persönlich
glaube, dass
ESG-Ratings in fünf
Jahren so wichtig werden
wie Kreditratings
von Ratingagenturen.“
Christian Sewing, Vorstandsvorsitzender
der Deutschen Bank
APHORISMUS DER WOCHE
„Nichts ist jämmerlicher
als die
Ungewißheit.“
Martin Luther
(1483 – 1546)
Kopf der Woche
07 BÖRSE am Sonntag · 40/20
Manfred Knof wäre als Kind gern
James Bond geworden. Jetzt ist
der ehemalige Deutsche Bank-
und Allianz Manager zum Chef
der Commerzbank ernannt worden.
Beide Jobs haben so ihre
Herausforderungen.
„Auf heikler Mission“ müsste der James-Bond-
Titel heißen, dessen Dreharbeiten jetzt beginnen.
Hauptdarsteller ist Manfred Knof, der
von sich selbst sagt, dass er mit 15 gerne James
Bond geworden wäre. Das hat nicht geklappt.
Dafür allerdings ist Knof am Wochenende
zum Chef der Commerzbank ernannt worden.
Und das ist ja auch schon etwas. Spannung
haben jedenfalls beide Jobprofile zu bieten.
Dem promovierten Juristen eilt der Ruf eines
Sanierers voraus. „Arbeite hart, spiele hart“,
sei so etwas wie sein Lebensmotto gestand
Knof erst vor ein paar Wochen in einem Interview.
Damals war er Chef des Privatkundengeschäfts
bei der Deutschen Bank, eine
Aufgabe, die er vor etwas mehr als einem
Jahr übernommen hatte. Zum heiklen Teil
dieser Mission zählte, die Postbank auf Kurs
zu bringen. Im Auftrag von Konzernchef
Christian Sewing sollte er den gelben Teil der
Deutschen Bank nach weiterem Sparpotenzial
durchsuchen. Stellenabbau, Umzüge, Sparen
standen auf dem Programm des Mannes,
der den Tag um 5.30 Uhr beginnt und sich
beim Hund ausführen und beim Yoga auf
Illu © Cartoon Resource - Shutterstock.com
das konzentriert, was täglich vor ihm liegt:
Komplexität managen. Knof hält das für
die wichtigste Eigenschaft eines Managers.
Der 55jährige grauhaarige Mann hat das
mit seinem breiten schmalen Lachen auf den
Lippen oft unter Beweis gestellt – anderthalb
Jahrzehnte beim Versicherungsriesen Allianz,
ab August 2019 bei der Deutschen Bank. Er
selbst sagt über sich, er sei visionär. Was das
im Bankgeschäft bedeute? „Sich digitaler und
kundenorientierter auszustellen“, antwortet
Knof. Beides kann er bei der Commerzbank
unter Beweis stellen, wobei das, was er so
liebt, die Komplexität, ihn täglich einholen
wird: Niedrige Zinsen, schwierige Aktionäre,
schleppende Digitalisierung, zu viele Mitarbeiter
für ein immer ertragsschwächeres Geschäft
und magere Gewinne haben seinen
Vorgänger Zielke am Ende mürbe gemacht,
und er kündigte gemeinsam mit dem Aufsichtsratsvorsitzenden
seinen Rücktritt an.
Ihr Sparkurs hatte nicht den notwendigen
Erfolg. Aktionäre wollten höhere Gewinne
sehen, darunter nicht zuletzt der Bund als
größter Einzelaktionär der Commerzbank.
Knof wird den Sparkurs nun mit noch härterer
Hand durchsetzen. Dabei mag er es
nicht, auf seine Rolle als Sanierer gestutzt zu
werden. Auf einer Führungskräftetagung der
Deutschen Bank ließ Knof noch gerade einen
ehemaligen Kollegen von der Allianz auftreten
und genau erklären, wie sich Kundenzufriedenheit
messen lasse. Auch das Thema
hat er sich auf die Fahnen geschrieben.
Hans Jörg Vetter jedenfalls, der seit zwei
Monaten amtierende neue Aufsichtsratsvorsitzende
der Commerzbank „freut sich“ über
die Ernennung, wie es in der pflichtgemäßen
Mitteilung am Wochenende hieß. Es dürfte
der Wahrheit nahekommen. Denn während
er Knof auf heikle Mission schickt, kann
er selbst sagen: Mission erfüllt. Die Suche
nach einem neuen Chef hat Vetter jedenfalls
in rekordverdächtiger Zeit abgeschlossen.
Oliver Stock