AKTIEN & MÄRKTE UNTERNEHMEN FONDS ZERTIFIKATE ROHSTOFFE LEBENSART
Abseits dieses Indikators deuten nach wie
vor intakte Wachstumschancen auf Besserung
bei Einnahmen und Erträgen hin,
die das 2019er Niveau auf kurz oder lang
knacken dürften. So rechnet der weltgrößte
Rückversicherer unter andrem mit
einer steigenden Nachfrage im Geschäft
mit Cyber-Versicherungen. Der Markt
könnte bis 2025 auf rund 17 Milliarden
Euro anwachsen, schätzt der Konzern.
2020 dürften die Prämieneinnahmen
nach Berechnungen der Münchner in der
Branche bei knapp sechs Milliarden Euro
liegen. Für den Branchenprimus gilt
das Geschäft mit Cyber-Assekuranzen
als wichtiges strategisches Wachstumsfeld.
Apropos wachsen: Das dürften im
kommenden Jahr auch die Preis in der
Schaden- und Unfall-Rückversicherung.
Hohe Zinserträge waren einmal – die
Branche muss sich anderweitig absichern.
Was auf der einen Seite belastet,
rechtfertigt auf der anderen steigende
Prämien. Und die können Rückversicherer
eher durchsetzen als Erstversicherer,
die auf einem umkämpfen Markt Endkunden
anlocken müssen. Hinzu kommt
nach Aussagen der Hannover Rück, der
deutschen Nummer Zwei, eine steigende
Nachfrage nach Deckungen durch finanzstarke
Rückversicherer, was die
bereits erkennbare Trendwende hin zu
steigenden Preisen stütze. Entsprechend
sehen die Niedersachsen „profitable
Wachstumschancen auf breiter Ebene“.
Gleiches dürfte auch für die bayerische
Konkurrenz gelten. All das führt zu berechtigten
Hoffnungen auf eine früher
oder später einsetzende operative Trendwende.
Im Kurs ist davon für den Moment
allerdings noch nichts zu sehen.
Dividende nicht in Gefahr
Was er Anlegern hingegen verrät, ist eine
besonders süße Dividendenrendite von
4,7 Prozent. Nun können Ausschüttungen
auch einkassiert werden, doch dafür
sieht sich die Münchner Rück viel zu gut
am Markt positioniert und finanziell sehr
solide aufgestellt. „Es ist seit Jahrzehnten
unsere Ambition und ausnahmslos
gelebte Praxis, dass unsere Dividende
gleich bleibt oder steigt“, erklärte Konzernlenker
Joachim Wenning vor kurzem
dem Handelsblatt und ergänzte: „So
wird es - Stand heute - auch im nächsten
Jahr bleiben. Unsere wirtschaftliche Substanz
ist so groß, dass uns die Volatilitäten
von Jahr zu Jahr nicht sorgen.“
Berenberg-Analyst Michael
Huttner gibt Kursziel in Höhe
von 306 Euro aus
Langfristig betrachtet, erscheint die Münchener
Rück-Aktie derzeit summa summarum
als gut und günstig. Kurzfristig
hält die Pandemie Risiken bereit. Möglich,
dass die Aktie noch einmal federn
lässt. Konservative Investoren könnten
die Zahlen zum dritten Quartal und die
US-Wahl noch abwarten. Für mutige Anleger
ist die Einstiegschance aber vielleicht
schon da. Barclays-Analystin Claudia
Gaspari schätzt, dass die bevorstehende
Erneuerungsrunde und die anstehende
Dividendensaison den Versicherungssektor
nach der Berichtsaison stützen werden.
Ihr Kursziel für das Papier der Münchener
Rück legte sie auf 269 Euro fest. Berenberg
Analyst Michael Huttner geht mit
anvisierten 306 Euro noch einen Schritt
weiter. Für Huttner ist die Munich Re
sogar ein Gewinner im derzeitigen Umfeld.
Dazwischen positioniert sich mit 275
Euro RBC-Experte Kamran Hossain, der
weiter eine schwächelnde Geschäftsentwicklung
befürchtet, aber für die Zukunft
ebenfalls die sich aufbessernden
Preistrends positiv verbucht.
Die Märkte präsentieren sich aktuell wieder
volatiler, steigende Corona-Zahlen und
die bevorstehende US-Wahl sorgen für Unsicherheit.
Das ist kein einfaches Umfeld
für Anleger. Aktien wie die der Münchner
Rück gehören dank ihrer defensiven Qualitäten
aber zu den Werten, die in diese Zeit
gut zu passen scheinen. OG
30 BÖRSE am Sonntag · 44/20