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Die Iden des März im November,
oder: sparen mit SAP?
Hasso Plattner, Vorsitzender des Aufsichtsrats beim Softwarekonzern SAP
Bekanntlich sind die Iden des März einst dem römischen
Feldherrn und Dichter Gaius Julius Caesar
nicht gut bekommen, sogar überhaupt nicht gut: Er
war gewarnt und wurde doch ermordet. Die Auguren
hatten es kommen sehen. Nun gibt es die Iden
auch im Oktober natürlich, und im November. Am
13. oder 15. jeweils, um genau zu sein.
Im Jahre 2020 waren die Tage Mitte März wirtschaftlich gesehen
für einige Unternehmen tödlich, für andere eine harte
Belastungsprobe. Die Börsen wussten ein Lied davon zu singen
– die Tiefstände des Frühjahrs, obschon im Nachhinein
betrachtet gute Einstiegsmöglichkeiten, waren ein Schnitt
in die Substanz, woran die Erholung des Sommers nichts
Grundlegendes geändert hat, vor allem nicht an der Verletzlichkeit
der großen Indizes. Die Auguren unserer Tage brauchen
weder Vogelflug noch andere Deutungsmuster, um für den
Rest des Jahres nichts Gutes vorherzusehen. Wir sind gewarnt.
Der kommende Teil-Lockdown des deutschen Wirtschaftslebens
warf mit der Dax-Entwicklung der letzten Oktoberwoche
seine Schatten in den beginnenden trüben November. Der Dax
musste auf rund 2000 Punkte verzichten, der Mdax ließ Federn
(1500 Punkte) und der TecDAX zeigte ein beginnendes
Absturzmuster ganz wie einst im März.
Die Unsicherheit an den Börsen wird vor allem gespeist von
politischen Versuchen, die wieder grassierende Virusverbreitung
von Corona-Infizierten zu beherrschen, was mit einer Schließung
von Gastronomie und Freizeiteinrichtungen noch vor
Weihnachten zufriedenstellend gelingen soll – allein, es glauben
nicht alle daran. Schon gar nicht die Anleger bei konjunktursensiblen
Unternehmenswerten. Zum einen ist die Jahreszeit
förderlich für die Verbreitung von Infektionen, die saisonale
Grippe kommt ja noch hinzu. Zum anderen gibt zwar die Entwicklung
von Impfstoffen Hoffnung, aber auch die Grippe
fordert jedes Jahr Todesopfer: In der Saison vor zwei Jahren
starben daran mehr als doppelt so viele Menschen wie bisher
überhaupt an Corona-Infektionen. Und das bei vorhandenen
Impfmöglichkeiten. Wie weit also ein hypothetisch im kommenden
Jahr verfügbarer Impfstoff die Verbreitung ein für allemal
stoppen könnte, ist eine pure Spekulation. Das ist nun
einmal die Hauptbetätigung eingefleischter Börsianer, aber nur
im Nebel stochern oder Vögel beobachten macht auf Dauer unlustig,
wenn nicht gar arm.
04 BÖRSE am Sonntag · 44/20
Foto © Uladzik Kryhin - Shutterstock.com
SAP Stand: 28.10.2020