AKTIEN & MÄRKTE UNTERNEHMEN FONDS ZERTIFIKATE ROHSTOFFE LEBENSART
Der, der Wissen schafft
Prof. Dr. Jochen Maas
Foto © Jochen Maas – www.sanofi.de
ZITAT DER WOCHE
„Es wäre sträflich
naiv zu glauben, der
zweite Lockdown sei nur
eine Wiederholung des ersten.
Die wirtschaftspolitischen
Instrumente sind weitgehend
ausgereizt.“
Prof. Dr. Michael Hüther,
Direktor des Instituts der deutschen
Wirtschaft (IW)
APHORISMUS DER WOCHE
„Das Erschreckendste
an einem Fanatischen
ist seine Ehrlichkeit.“
Oscar Wilde
(1854 – 1900)
Kopf der Woche
07 BÖRSE am Sonntag · 44/20
„Wir kriegen das hin in der Wissenschaft“,
sagt einer der es wissen
muss: Jochen Maas ist Chef
für Forschung und Entwicklung
beim globalen Pharmakonzern
Sanofi in Deutschland. Das Unternehmen
forscht an zwei Corona-
Impfstoffen, die möglicherweise
beide im nächsten Jahr zugelassen
werden.
Zwei Meter vier über einen Stuhl zu klappen,
erscheint nur denen nicht einfach,
die es nicht seit Jahrzehnten geübt haben.
Und einen Impfstoff gegen Corona auf den
Markt zu bringen, ist nur für die Hexerei,
die das dazu nötige Handwerk nicht beherrschen.
Beides gilt für die deutliche Mehrheit
der Menschheit. Beides gilt nicht für Jochen
Maas. „Heute in einem Jahr werden wir
die gefährdeten Bevölkerungsgruppen in
Deutschland alle geimpft haben“, sagt Maas.
Der ehemalige Handball-Nationalspieler ist
seit zehn Jahren Geschäftsführer für Forschung
und Entwicklung bei Sanofi-Aventis
in Deutschland und damit eine der treibenden
Kräfte in der Impfstoffforschung bei einem
der größten Pharmakonzerne der Welt.
Sanofi arbeitet gleich an zwei Impfstoffen:
Einem sogenannten Totimpfstoff, der nur
noch Protein und keine Viren mehr enthält.
Und einem völlig neuen mRNA-Impfstoff.
Illu © Cartoon Resource - Shutterstock.com
Mit diesem Serum werden kleine Stückchen
Erbinformation verabreicht, die in
den menschlichen Zellen die Produktion
des Antigens von Sars-CoV-2 auslösen.
Für Maas ist das nicht nur Neuland, sondern
eine „medizinische Revolution“. Und
er ist stolz: „Wir sind in der Impfstoffforschung
ganz vorne mit dabei und ja: Bei
mRNA-Impfstoffen gehören europäische,
sogar deutsche Firmen zur Weltspitze.“
Davor allerdings steht die Forschung,
die Entwicklung, die Zulassung und die
Produktion. Das wäre die normale Reihenfolge.
In der Corona-Pandemie sind
die letzten beiden Schritte vertauscht: Sanofi
produziert den ersten Impfstoff bereits
in Frankfurt und legt ihn auf Lager.
Die Zulassung muss erst noch kommen,
bevor der Konzern mit der Auslieferung
beginnen kann. Maas bezeichnet das als
„exorbitantes wirtschaftliches Risiko“. Sanofi
habe bislang eine dreistellige Millionensumme
in Forschung, Entwicklung
und Erprobung eines Impfstoffes investiert,
ohne zu wissen, ob er funktioniert.
Aber der mögliche Gewinn - ist er nicht
auch exorbitant? „Der Wert“, entgegnet
Maas, „des Covid-19-Impfstoffs für die
Menschen ist unermesslich.“ Der Preis dafür
werde weit darunter liegen. Investoren blicken
wie folgt auf das Unternehmen: Nachdem
die Sanofi-Aktie mit Beginn der Pandemie
einen ordentlichen Kursanstieg hinlegte,
bröckelt sie inzwischen wieder ab. Analysten
verweisen eher auf andere Produkte, die der
Konzern in der Pipeline hat und die möglicherweise
höhere Gewinne versprechen.
Jetzt, da der zweite Lockdown kommt,
breite sich wieder die Angst in der Bevölkerung
aus. Und was sagt er den Ängstlichen?
Der Manager legt viel Ausdruck
in diesen letzten Satz. Es klingt ein bisschen
wie einst bei Barack Obama: „Glaubt
uns“, sagt Maas, wir kriegen das hin.“
Oliver Stock
„Was wäre, wenn – und ich weiß, das klingt
verrückt – wir mit den Angestellten
kommunizieren würden?“