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Die Frage nach dem „Warum jetzt?“
scheint beantwortet. Für Airbnb sind
das glänzende Voraussetzungen. Die Kalifornier
schließlich sind mehr Tech- als
Reiseunternehmen. Geld verdient das
Unternehmen über Gebühren für die Vermittlung
zwischen Anbietern und Nachfragern,
nicht direkt mit der Vermietung
von Hotelzimmern oder Wohnungen.
Airbnb macht sich damit das sogenannte
Plattform-Modell zu Nutze, welches seit
geraumer Zeit einen großen Hype erlebt.
Amazon zeigt an vorderster Front wie
groß die Wachstumschancen sind. Kunden
gewöhnen sich schnell an eine benutzerfreundliche
Plattform und kaufen in
der Folge bevorzugt über diese ein. Investoren
schätzen das Geschäftsmodell, da es
Nutzer bindet, sowie wiederkehrende und
planbare Einnahmen verspricht. Airbnb
setzt sich mit seinem Börsengang ins gemachte
10 BÖRSE am Sonntag · 50/20
Nest.
Umsatzrückgang um ein Drittel
Die realwirtschaftlichen Risiken hingegen
scheinen an der Börse derzeit nicht von
Barbie's Malibu Dreamhouse:
Es sind Wohnungen wie diese,
mit denen Airbnb weltweit
wirbt und immer mehr Übernachtungsgäste
gewinnt.
Interesse. Dabei lechzt Airbnb natürlich unter den Reise- und
Ausgangsbeschränkungen seit Beginn der Pandemie. In den ersten
neun Monaten des laufenden Jahres machte das Unternehmen
697 Millionen US-Dollar Verlust. Zwar standen im dritten
Quartal mit einem Gewinn von 219 Millionen US-Dollar überraschend
schwarze Zahlen in den Büchern, doch das lag mehr
an strenger Kostendisziplin, als an wiedererstarkten Umsätzen.
Die Einnahmen nämlich verringerten sich um 19 Prozent auf
1,3 Milliarden US-Dollar. Auf Sicht von neun Monaten brach
der Umsatz sogar um rund ein Drittel von 3,7 Milliarden auf 2,5
Milliarden US-Dollar ein. Auch im kommenden Jahr und sehr
wahrscheinlich noch darüber hinaus wird die Pandemie Einbußen
mit sich bringen. Im Börsenprospekt warnt Airbnb selbst
davor, dass die Pandemie die Geschäfte noch länger in Mitleidenschaft
ziehen könnte. Noch ist völlig offen, wie die coronabedingte
Auszeit das Reiseverhalten der Menschen verändern wird.
Von der Klimakrise gar nicht erst angefangen.
An der Börse wird die Zukunft gehandelt, aber ein solcher Börsengang
mit einer solchen Nachfrage, mitten in der größten
Krise, den die Reisebranche je erlebt hat, sollte zumindest latent
zur Vorsicht mahnen. Im Börsenprospekt des Unternehmens
heißt es weiter: „Wir werden möglicherweise nie in der Lage
sein, Profitabilität zu erreichen.“ Man kann das als Floskel abtun,
da eine solche Formulierung üblich ist, wenn Unternehmen
an die Börse gehen, die noch keinen Gewinn erwirtschaften.