AKTIEN & MÄRKTE UNTERNEHMEN FONDS ZERTIFIKATE ROHSTOFFE LEBENSART
Monaten steigt der Ölpreis für einen Barrel (159 Liter) der Nordseesorte
Brent wieder über die Marke von 46 US-Dollar. Zeitweise
wurde Nordseeöl bei 46,62 Dollar gehandelt und damit auf dem
höchsten Stand seit Beginn der Coronakrise im März. Der Preis
für ein Fass der US-Sorte Wwest Texas Intermediate (WTI) stieg
um 54 Cent auf 43,60 Dollar. Hoffnung auf ein Comeback des
Rohstoffes ist also da – trotz der Wahl Bidens.
Laut Eugen Weinberg, Ölfachmann der Commerzbank, könnte
dies daran liegen, dass Biden zwar ins Weiße Haus einziehen
wird, doch die Mehrheit im Senat den Demokraten wohl versperrt
bleibe. Dadurch könnte der designierte US-Präsident nicht ohne
weiteres den „Green New Deal“ beschließen. Zudem können die
steigenden Ölpreise mit der Aussicht auf eine schnelle Einführung
wirksamer Corona- Impfstoffe erklärt werden.. „Mit der absehbaren
Entspannung der Covid-Lage dürfte auch eine Erholung des
Ölpreises einsetzen“, heißt es dazu im aktuellen Kapitalmarktausblick
der Deutschen Bank. Insgesamt dürfte sich die für 2021 erwartete
Konjunkturerholung positiv auf die Nachfrage nach Treibstoffen
und damit auf den Ölpreis auswirken.
Für Gold war 2020 ein Rekordjahr. Auf die Veröffentlichung der
Wirtschaftsdaten aus den USA hat das Edelmetall jedoch mit einem
deutlichen Preissturz reagiert. Die Unternehmensstimmung hellte
sich im November trotz der hohen Infektionszahlen stark auf. Der
Einkaufsmanagerindex des Forschungsunternehmens Markit stieg
auf den höchsten Stand seit über fünfeinhalb Jahren. Zudem belastet
die Aussicht auf einen bald verfügbaren Corona-Impfstoff den
Goldkurs. Denn das Edelmetall gilt als eine Art Krisenwährung.
Hellt sich die wirtschaftliche Stimmung auf, sinkt die Goldnachfrage.
Mit einer markanten Abwärtskorrektur – wie nach solchen
Preissprüngen üblich – rechnet die Helaba aber nicht. „Dazu tragen
2021 drei Anlagethemen bei, die zu einer stabilen Nachfrage nach
Gold führen dürften: Geldpolitik, Fiskalpolitik und Dollarschwäche“,
heißt es im Kapitalmarktausblick für das kommende Jahr.
Mit einer baldigen Abkehr der Nullzinspolitik sei nicht zu rechnen.
Außerdem würden die wachsenden Staatsverschuldungen sowie die
damit einhergehenden Inflationsrisiken zunehmen und damit Gold
noch attraktiver machen. Ob sich das Edelmetall auch im kommenden
Jahr so großer Beliebtheit erfreuen darf, hängt wohl vor allem
davon ab, wie schnell ein Corona-Impfstoff kommt. Was für die
Preisentwicklung des Rohstoffes Öl gut wäre, würde hingegen auf
den Kurs des Edelmetalls drücken.
Währungen
Spielball der Geldpolitik
Gegenüber dem US-Dollar hat der Euro 2020 erheblich aufgewertet.
Ein Euro ist aktuell fast 1,20 US-Dollar wert. Zuletzt
war das 2018 der Fall. Dabei hatte es im März noch nach dem
Gegenteil ausgesehen. Im Zuge des Corona- Crashs flüchteten
viele Investoren nicht nur in Gold, sondern auch in den USDollar.
Von Mai an aber wendete sich das Blatt und es wurde
der Euro, der sich immer mehr als Coronakrisenwährung entpuppte.
Warum?
Zunächst hatte sich die Stimmung an den Märkten schneller
aufgehellt, als erwartet. Der USDollar hatte sein Krisen-Momentum
wieder verloren. Mit Blick auf die Wachstumsprognosen
2021, wird er es so schnell nicht wieder finden. Die
Unsicherheit rund um die US-Wahl dagegen scheint beseitigt.
Politisch gespalten bleiben die USA trotzdem. Die größte
Volkswirtschaft der Welt wirkte schon einmal stabiler. Hinzu
kommt der Handelskonflikt mit China, den Joe Biden weiterführen
wird.
Vor allem aber steht den USA eine noch lockerere Geldpolitik
ins Haus. „Die Strategieänderung der Fed ist ein negatives Signal
für die US-Währung und dürfte den Greenback zukünftig
negativ beeinflussen“, glaubt die Commerzbank. Die EU hingegen
könnte mit dem Wiederaufbaufonds fiskalpolitisch das
Gaspedal durchdrücken und „den Euro mittelfristig stärken“.
Für den Moment hängt vieles vom weiteren Verlauf der Corona
Pandemie ab. Aufgrund der stark steigenden Zahlen und
neuer Lockdowns in Europa, geriet der Euro gegenüber dem
US-Dollar zuletzt wieder etwas stärker unter Druck. Die USWährung
und auch der japanische Yen profitierten.
Bekommt Europa die Pandemie unter Kontrolle, sprechen die
sonstigen Rahmenbedingungen mehr für einer starken Euro,
als für einen starken US-Dollar. Die Commerzbank änderte
deshalb zuletzt ihr Votum für den Dollar von neutral auf
untergewichten.
Euro: Nach dem Hoch geht es abwärts –
Entwicklung des Euro in US-Dollar
1,21
1,20
1,19
1,18
1,17
1,16
1,15
1,14
1,13
1,12
1,11
1,10
1,09
1,08
1,07
19 BÖRSE am Sonntag · 50/20
Stand: 26.11.2020
Prognose Ende 2021:
1,15 US-Dollar
1,06
2019 2020 2021