AKTIEN & MÄRKTE UNTERNEHMEN FONDS ZERTIFIKATE ROHSTOFFE LEBENSART
Wachstumsfeld generell höher zu bewerten.
Der Investitionsbedarf sei vor dem
Hintergrund der Klimaziele langfristig
immens, heißt es in dem Papier. Experten
veranschlagten dafür global bis zu
1,5 Billionen Euro. Bernstein-Expertin
Deepa Venkateswaran sieht im Strategieplan
der EU für Offshore-Windenergie
eine vielversprechende Einnahmequelle.
Bis 2050 solle die auf hoher See erzeugte
Energie bei Investitionen in Höhe von
800 Milliarden Euro um das 25-fache
steigen. RWE könnte davon ein lukratives
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Stück abbeißen.
Spätestens seit dem Innogy-Tauschgeschäft
mit EON setzen die Essener alles
auf die Ökostrom-Zukunft. Nach eigenen
Aussagen ist RWE der zweitgrößte Anbieter
in Europa bei Offshore-Windkraft
und insgesamt drittgrößter Produzent
von regenerativen Energien. Angesichts
der Klimaziele, die die Bundesregierung
verabschiedet hat, blieb dem Konzern
auch kaum etwas anderes übrig. Bis 2038
sollen nach den Atom- auch alle Kohlekraftwerke
in Deutschland stillliegen. So
wurden sie in Nordrhein-Westfalen quasi
zu ihrem Glück gezwungen, garniert mit
stattlichen Entschädigungszahlungen:
2,6 Milliarden Euro bekommt RWE für die Abschaltung seiner
Stein- und Braunkohlekraftwerke.
Wasserstoff-Hype sorgt für Kursphantasie
Regelrecht enthusiastisch klingen deshalb inzwischen die Aussagen
des Managements, wenn es um die Energiewende geht. Zumindest
beim Thema Wasserstoff. Finanzvorstand Markus Krebber, der im
kommenden Jahr Martin Schmitz als Konzernchef beerbt, sprach
in einem Interview mit der „Börsen-Zeitung“ von einem „Hype“,
der entstanden sei, und fügte an: „Wir wollen dabei eine wichtige
Rolle spielen“.
Tatsächlich könnte RWE zu einem großen Wasserstoff-Profiteur
werden, da der Konzern an großen Teilen der Wertschöpfungskette
teilnimmt. Zum einen produziert RWE Strom aus Erneuerbaren
Energien, ohne die klimafreundlicher Wasserstoff nicht erzeugt
werden kann. Zum anderen verfügt Deutschlands größter Versorger
über Gasspeicher und Leitungen, die auch für den Wasserstofftransport
oder dessen Aufbewahrung nutzbar wären. „Neben der
Errichtung von Anlagen, die Strom aus Erneuerbaren Energien für
grünen Wasserstoff liefern, hat RWE auch das Know-how, um ihn
in großen Elektrolyseuren zu produzieren, in eigenen Gasspeichern
zu lagern und bedarfsgerecht an Industriekunden zu liefern. Perspektivisch
werden auch die eigenen Gaskraftwerke potentielle Abnehmer“,
hieß es in einem Pressestatement.
Auch das könnte den erstaunlichen Kursauftrieb in den vergangenen
Monaten mitverursacht haben und die Aktie im kommenden
Jahr vielleicht sogar auf ein Zehn-Jahres-Hoch treiben. Das Umfeld
kommt aktuell so positiv daher, dass vieles möglich scheint. OG
Foto © Foto: © ZAL 2018 - RWE Press Database
Hauptversammlung 2020: Den Konzern treffen die Lock- und Shutdowns kaum. Der RWE-Titel ist in der Corona-Pandemie ein Stabilitätsanker.