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Airbnb:
Mehr als heiße Luft in der Matratze?
Eigentlich sind die Zeiten vorbei, 13 Jahre nämlich, seit Airbnb, Inc. („Airbed & Breakfast“) aufgepumpte
Schlafstellen und ein WG-Frühstück bot für soviel Geld, dass die Monatsmiete durch wenige Gäste bereits
bestritten wurde: Die Gründer aus dem teuren und unter Unterkunftsknappheit leidenden San Francisco, vor
allem Joe Gebbia und Brian Chesky, machten aus dem Mini-Business ein weltweites Geschäftsmodell.
Investoren fanden sich gleich und zuhauf, und daran nun wiederum
hat sich nichts geändert. Am 10. Dezember rissen sich die
Anleger an der NASDAQ um Aktien der beiden Herbergsväter.
Wer am Mittwoch schon den US-Essenslieferer Doordash ins
Depot legte und am Donnerstag noch
Geld übrig hatte, musste schon zu Beginn
146 Dollar berappen, bei 68 Dollar (bereits
04 BÖRSE am Sonntag · 50/20
erhöhtem) Ausgabekurs. 3,5 Milliarden
Dollar sackte die Firma ein, an der
Börse ist das ehemalige Einquartierungs-
Startup mehr als 100 Mrd. Dollar wert.
Dabei hatte Corona Airbnb zunächst einen
herben Einbruch beschert. Das Unternehmen
entließ 1900 Mitarbeiter, der
Umsatz im ersten Dreivierteljahr brach
um ein Drittel ein. Dass kein Gewinn
hängenbleibt, muss wohl nicht gesondert
erwähnt werden – ausgerechnet das
jüngste Quartal war eine kleine Ausnahme mit einem Plus von
219 Millionen Dollar.
Window-dressing für die Börse? Natürlich ist auch längst der
„Spirit“ der frühen Tage verhaucht. Der Gastgeber, wie der
Vermieter bei Airbnb immer noch heißt, der seine zahlenden
Besucher bei sich zu Hause privat einquartiert, ist ein Auslaufmodell.
Professionelle Anbieter möblierter Unterkünfte sind
inzwischen die Regel, oft in touristisch gesuchten Gegenden,
Wohngebieten also, die selbst nicht dort leben und mitunter
ehemals fest vermietete nun zum Kommen und Gehen anbieten,
lukrativ natürlich und ungern gesehen bei den betroffenen
Stadtvätern und -Müttern. Paris, London, Berlin: In Europa
bläst Airbnb der Wind ins Gesicht. Mithilfe von Verordnungen
soll der Kurzvermietung ein Riegel vorgeschoben werden, die
Hotelbranche baut fest darauf. Denn auch Geschäftsreisende
sind zunehmend auf den Airbnb-Zug
aufgesprungen, vor allem seit Unternehmen
an den Spesen knapsen.
Natürlich sammelt sich nicht erst seit
gestern die Konkurrenz. Ferienwohnungen
mieten oder Unterkünfte im Apartmenthaus,
dazu noch Hotels, das können
Booking.com, Fewo-direkt und andere
natürlich auch. Die Gewinnchancen von
Airbnb sind somit irgendwie gedeckelt,
und so richtig ist auch noch nicht klar,
woher eine ordentliche Spanne kommen
soll. Denn die Provisionen sind schon
nicht von Pappe – und zwischen Bezahlung durch den Gast und
der Zahlung an den Vermieter können Wochen, gar Monate liegen,
in denen Airbnb mit dem Geld arbeitet; 15 Prozent behält
der Vermittler sowieso ein. Die erheblichen Marketingkosten
dürften eher noch zunehmen, und die Rechtshändel auch.
Manche Städte sind weder zimperlich noch phantasielos, wenn es
gilt, die ungebetenen Gäste aus privaten Vierteln fernzuhalten –
dem Vernehmen nach mieten mancherorts die Kommunen den
Leerstand selbst und treten dann als Vermieter mit – mutmaßlich
– mehr sozialem Gewissen auf. Rechtliche Probleme tauchen
mitunter auch zwischen der Plattform und seinen beiden
Schliekers Börsenjahr
SCHLIEKER