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The American Dream
Tony Xu
Foto © Tony Xu – medium.com
ZITAT DER WOCHE
„… wir sollten
nicht akzeptieren,
wenn große Teile
der Wertschöpfung
der Zukunft komplett
außerhalb Europas
stattfinden.“
Bundeswirtschaftsminister für Wirtschaft
und Energie Peter Altmaier
APHORISMUS DER WOCHE
„Ein gutes Gewissen
ist ein ständiges
Weihnachten“
Benjamin Franklin
(1706 – 1790)
Kopf der Woche
07 BÖRSE am Sonntag · 50/20
Tony Xu kam als Sohn chinesischer
Einwanderer in die USA. Im Restaurant
seiner Mutter spülte er Geschirr.
Mit neun Jahren verdiente er seine
ersten Dollars, indem er Muster
in die Rasen der Nachbarn mähte.
Dann gründete er Doordash – und ist
dank des Börsengangs nun mit 36
Jahren Milliardär.
Es gibt ihn noch, den amerikanischen
Traum. Geschichten, wie die von Tony Xu,
sind jedenfalls Balsam für die Seele eines
Landes, dass sich bis heute als das der unbegrenzten
Möglichkeiten sieht. Sie lassen
sich so wunderbar hoffnungsfroh erzählen,
wenn mal wieder Bilder von verfallenen
Wohn- und Industrievierteln aus dem mittleren
Westen über die Bildschirme flimmern
und von einer Realität berichten, die Tellerwäscher
meist Tellerwäscher bleiben lässt.
Tony Xu hat es hingegen tatsächlich vom
Tellerwäscher zum Millionär geschafft. Seit
wenigen Tagen gehört er jetzt auch zum erlesenen
Kreis der US-Milliardäre. Am Mittwoch
ging der Essenslieferant Doordash an
die Börse und erreichte am Ende des Handelstages
eine Bewertung von rund 70 Milliarden
US-Dollar. Das ist mehr als das dreifache der
aktuellen Marktkapitalisierung von Europa-
Konkurrent und Dax-Mitglied Delivery Hero.
Illu © Cartoon Resource - Shutterstock.com
Doordash selbst sammelte mit dem Sprung
aufs Parkett 3,4 Milliarden US-Dollar ein.
Tony Xu hat Doordash 2013 während seines
Studiums in Stanford gemeinsam mit Stanley
Tang, Andy Fang und Evan Moore gegründet.
Er hält rund fünf Prozent der Anteile.
Der Börsengang hat ihn damit um rund
drei Milliarden US-Dollar reicher gemacht.
Es ist der vorläufige Höhepunkt eines Werdegangs,
der in einfachsten Verhältnissen
begann. Mit fünf Jahren kam Xu 1989 als
Sohn chinesischer Einwanderer in die Vereinigten
Staaten. „Mit ein paar hundert Dollar
in der Tasche“, so erzählt es Xu, ließ sich
die Familie in Champaign, einer Kleinstadt
in Illinois, nieder. Die Eltern des jungen Xu
arbeiteten in einem lokalen Restaurant. Xu
half dazu und spülte unter anderem tatsächlich
Teller, ehe er – neun Jahre jung – gemeinsam
mit einem Freund den Nachbarn
erfolgreich anbot, gegen einen kleinen Obolus,
Muster in deren Rasen zu mähen. Xu‘s
Mutter war ausgebildete Ärztin, doch in
den USA akzeptierte man ihre Lizenz nicht.
Zeitweise hatte sie drei Jobs gleichzeitig.
Für mehr Akzeptanz in der Schule änderte
Xu, der damals noch Xu Xun hieß, seinen
Namen offiziell in Tony Xu. Die finanziellen
Möglichkeiten der Familie blieben begrenzt.
Der Vater studierte nebenbei. Ein Besuch bei
McDonalds sei ein Luxus gewesen, soll Xu
2017 laut CNBC einmal geschrieben haben.
Xu erzählt gerne, wie seine Eltern schufteten
und für ihren Sohn sparten, um ihm
eine gute Ausbildung zu ermöglichen. Er
schaffte den Sprung nach Berkeley und
machte dort einen Abschluss in Maschinenbau.
Dann kam Stanford – und Doordash.
Sieben Jahre später ist Doordash der größte
Essenslieferant in den USA, hat nach eigenen
Angaben rund 18 Millionen Kunden
und über eine Million Zusteller. Dieser
amerikanische Traum schmeckt der Börse.
OG
„Ich gebe dir die Zeitung nur, wenn du versprichst, dich
von den Nachrichten nicht runterziehen zu lassen!“