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Grenke-Aktie:
Zocken statt Anlegen?
Nach dem Abgang eines Vorstands herrscht bei dem Leasinganbieter Grenke aus Baden-Baden dicke Luft
zwischen Gründer und Aufsichtsrat. Die Aktie stürzt erst ab und schwankt seither stark. Auslöser für die
Vorgänge sind Vorwürfe des Wirecard-Jägers Fraser Perring.
Beim Leasingspezialisten Grenke in Baden-
Baden ist Feuer unterm Dach. Der Aktienkurs
hat den zweitstärksten Absturz der
Firmengeschichte hinter sich, nachdem ein
Vorstand diese Woche seinen Hut wegen
„kritischer vorläufiger Bewertungen bisheriger
interner Prozesse“ nehmen musste.
Das Papier ist zum Zockerwert geworden
und schwankt stark. In den vergangenen
Tagen hatten sich Kleinanleger mehrfach
verabredet, um unter den Druck von
Leerverkäufern geratene Papiere gezielt zu
kaufen und sie so wieder nach oben zu treiben.
Während es sich dabei aber um reine
Marktspekulationen handelte, steht im Fall
Grenke noch ein Unternehmen für seinen
Aktienkurs, das allein im vergangenen
Jahr mehr als zwei Milliarden Euro Neugeschäft
22 BÖRSE am Sonntag · 06/21
erzielt hat.
Aktie wird zum Zockerpapier.
Im Hause herrsche „Alarmstimmung“, berichten
Insider. Der Rücktritt von Vorstand
Mark Kindermann sei nach Hinweisen der BaFin zustande gekommen.
Die Behörde steht selbst unter Druck, nachdem sie im
Fall Wirecard versagt hatte und im Zuge der Aufarbeitung des
Skandals ihren eigenen Chef und dessen Stellvertreterin verloren
hat. Der britische Leerverkäufer Fraser Perring, der früh gegen
Wirecard gewettet hatte, hatte die BaFin jüngst gegenüber dem
WirtschaftsKurier stark kritisiert und sie auch im Fall Grenke als
„unfähig“ bezeichnet. Perring hatte Grenke bereits im vergangenen
September zahlreiche Verstöße von Betrug bis Geldwäsche vorgeworfen,
die sich bislang jedoch nicht erhärten ließen.
Der Rücktritt Kindermanns spricht jetzt dafür, dass doch nicht
alles in Ordnung ist, wie das Unternehmen stets behauptet
hatte. Die BaFin ermittelt im Fall Grenke seit knapp einem
halben Jahr. Nach Hinweisen der Behörde sah sich Aufsichtsratschef
Lipp offenbar gezwungen, Kindermann vor die Tür zu
setzen. Ein Kommentar kommt von keinem der unmittelbar
Beteiligten. Wolfgang Grenke, der seit den ersten Vorwürfen
sein Amt im Aufsichtsrat ruhen lässt, will genauso wenig wie
die Bafin oder Aufsichtsratschef Lipp die Vorgänge kommentieren.
Zwischen den langjährigen Vertrauten Grenke und Lipp
soll es über die Trennung von Kindermann zum Streit gekommen
sein, heißt es in Baden-Baden.