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Mit Vollgas ins Risiko
Der Gebrauchtwagenhändler hat einen fulminanten Börsenstart hingelegt. Doch das letzte Jahr lief bescheiden,
die Umsätze sanken und von Gewinn keine Spur. Die Hoffnung derjenigen unter den Anlegern, die länger dabei
bleiben wollen, lautet: Auto1 besetzt einen Markt, bevor ihn Amazon für sich erobert.
Deutsche Investoren sind in Hochform.
Sie haben dem Gebrauchtwagenhändler
Auto1 einen fulminanten Börsenstart
beschert. Nachdem der Ausgabepreis bei
38 Euro gelegen hatte, startete das Berliner
Startup am Donnerstag mit 55 Euro
in den Handel an der Frankfurter Börse.
Damit wird der Betreiber von wirkaufendeinauto.
de mit 11,7 Milliarden Euro
24 BÖRSE am Sonntag · 06/21
bewertet.
Geholfen hat dabei vor allem ein positives
Umfeld: Nachdem viele Kleinanleger in
der Pandemie und im Home Office den
Börsenhandel von zu Hause aus für sich
entdeckt haben, nachdem der Zins faktisch
abgeschafft und Rendite vor allem
mit Aktien zu erzielen ist, und nachdem
die Notenbanken offenbar unbegrenzt die
Schulden der Staaten finanzieren und damit
Liquidität im Markt ist, läuft es an
der Börse richtig rund. Die Kurse haben
sich ein Stück weit von der Wirklichkeit
in den Unternehmen abgekoppelt. Auch Auto1 ist dafür ein Beispiel.
Das Unternehmen birgt einige Risiken.
Zum Beispiel, dass es bislang eine eher unbekannte Größe ist,
wie der Besuch beim sonst so redselige Gebrauchtwagenhändler
auf dem Kiesplatz um Stadtrand ergibt: „Auto1? Nee, kenne ich
nicht“, sagt er. Vielleicht liegt es daran, dass der Mann, der sich
als „Willy“ vorstellt, mit seinen knapp 20 Autos auf dem Hof, die
alle unter 5000 Euro kosten, bislang nicht die Kernzielgruppe ist
von Auto1. Aber das soll sich jetzt ändern.
Einen Teil des Geldes, es sollen am Ende 750 Millionen Euro aus
dem Gesamterlös des Börsengangs sein, will die Auto1-Gruppe
um CEO und Mitgründer Christian Bertermann in Werbung
investieren. Die Berliner wollen am Ende auch für die Kiesplatzhändler
der Republik ein Begriff sein, wo bisher Autobörsen wie
„mobile.de“ und „autoscout24.de“ dominieren. Und das kostet
Geld.
Das Augenmerk liegt jetzt auf den privaten Käufern
Knappe Kassen allerdings sind seit dem gelungenen Börsengang
des digitalen Autohändlers bis auf weiteres kein Problem mehr.
Das Augenmerk richtet sich jetzt vielmehr auf den Ausbau des