AKTIEN & MÄRKTE UNTERNEHMEN FONDS ZERTIFIKATE ROHSTOFFE LEBENSART
Börsenbetreibern. Der Anreiz, Anleger in diese hochspekulativen
Indizes
Stand: 11.02.2021
Index % seit Jahresbeg. 52W-Hoch 52W-Performance
Dow Jones 31437,80 +2,72% 31511,44 +7,38%
S&P 500 3909,88 +4,10% 3931,50 +16,44%
NASDAQ 13972,53 +8,41% 14109,12 +44,96%
DAX 14016,54 +2,17% 14169,49 +2,85%
MDAX 32414,70 +5,26% 32606,33 +11,03%
TecDAX 3523,28 +9,67% 3543,74 +8,38%
SDAX 15592,31 +5,60% 15832,89 +21,13%
EUROSTX 50 3666,72 +3,21% 3867,28 -4,16%
Nikkei 225 29562,93 +7,72% 29585,75 +24,81%
Hang Seng 30173,57 +10,81% 30191,16 +9,39%
32 BÖRSE am Sonntag · 06/21
Papiere zu treiben, ist also größer.
Der Weg über die nicht öffentlichen Handelsplattformen hat auch
sonst seine Tücken. So musste Robinhood-Chef Vlad zuletzt Käufe
von Gamestop-Titeln einstellen, Verkäufe jedoch hat er weiterhin
zugelassen – ein Vorgang, der an einer regulierten Börse, wie der
in Frankfurt nicht möglich gewesen wäre. Dort werden in Extremsituationen
Aktien kurzfristig komplett vom Handel ausgesetzt,
um den Markt zu beruhigen. Der seltene Schritt unterliegt aber
strengen Regularien und kann nicht allein auf Initiative des Börsenbetreibers
passieren. Robinhood griff zu der Maßnahme, weil
das Unternehmen die Order seiner Kunden mit Eigenkapital unterlegen
muss – und das war der Brokerplattform offenbar ausgegangen.
Investoren stellten in den vergangenen Tagen frisches Geld
in Höhe von 3,4 Milliarden Dollar bereit, damit so ein Engpass so
schnell nicht wieder vorkommen kann.
Dennoch steht das Unternehmen unter Druck. Der Reiz von Robinhood
besteht unter anderem in der spielerischen Gestaltung der
App. Über geschenkte Aktien und niedliche Illustrationen, würden
vor allem junge Anleger darüber im Unklaren gelassen, dass
sie ihre Finanzen ungeahnten Risiken aussetzten, bemängelt die
Wertpapieraufsichtsbehörde im US-Bundesstaat Massachusetts. Sie
will das nicht länger akzeptieren und hat Robinhood deswegen
verklagt. Konkret werden „unnötige Handelsrisiken“ an den Pranger
gestellt und die Aufmachung „als eine Art Spiel, das man vielleicht
gewinnen kann“ in Zweifel gezogen. Die Behörde hat Grund
zur Sorge. Auch sie kennt den Fall des 20jährigen Studenten und
Robinhood-Kunden Alex Kearns. Er hat sich im Juni des vergangenen
Jahres das Leben genommen, nachdem er fälschlicherweise
geglaubt hatte, er habe durch einen Optionshandel knapp 750.000
Dollar verloren. Tatsächlich hatte Robinhood seine Position kurzfristig
noch nicht glattgestellt.
Kräftemessen mit der Justiz
Der juristische Ärger in Massachusetts ist nicht das einzige Problem.
Das Kräftemessen zwischen einer Armee von Kleinanlegern
und großen Hedgefonds ruft zumindest in den USA jetzt Politik
und Justiz auf den Plan. Der texanische Generalstaatsanwalt
Ken Paxton teilte in der Nacht zum Samstag mit, Informationen
von Robinhood und einer Reihe weiterer Onlinebroker angefordert
zu haben, um herauszufinden, ob bei den Beschränkungen
des Handels mit Aktien von Gamestop und anderen Firmen
alles mit rechten Dingen zugegangen sei. Er vermute Absprachen
von Hedgefonds mit Handelsplattformen. „Es stinkt nach
Korruption.“ Die US-Börsenaufsicht SEC hat angekündigt, „die
Situation zu bewerten und die Aktivitäten von regulierten Unternehmen,
Finanzvermittlern und anderen Marktteilnehmern
zu überprüfen“. Im Februar und März 2020 plagten die Handelsplattform
immer wieder technische Ausfälle, nachdem starke
Preisschwankungen an den Börsen im Zuge der aufkommenden
Pandemie zu großen Handelsvolumen geführt hatten. Eine
Gruppe von Kunden hat deswegen eine Sammelklage gegen das
Unternehmen in Kalifornien eingereicht. Sie argumentieren,
dass sie empfindliche Verluste erlitten haben, weil sie keine Trades
ausführen konnten.
Es sieht damit so aus, als habe Robinhood seinen Kampf noch
nicht gewonnen. Klar ist aber: Robinhood ist nicht der Anführer
der Kleinanleger, die endlich ihre Rechte einfordern. Das Unternehmen
ist nicht einmal jene neutrale Handelsplattform, die endlich
zu mehr Demokratie an der Börse führt, weil sie den Kleianlegern
das kostenlose Handeln ermöglicht und ihnen damit eine
Stimme gibt. Tatsächlich ist Robinhood allenfalls ein Makler, der
beide Seiten im Blick hat, „Intermediär“ wäre das passende Wort
im Börsenjargon. Wäre Robinhood allerdings Akteur in einem
Spionagethriller, käme dem Startup aus Menlo Park in Kalifornien
die Rolle des Doppelagenten zu. oli