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41 BÖRSE am Sonntag · 06/21
Leiter der Abteilung Alte Meister bei
Sotheby's New York, „öffnet Botticelli ein
Fenster in die Welt der Florentinischen
Renaissance.“ Der junge Mann mit Medaillon
verkörpere nichts weniger als „die
geistigen, höfischen und humanistischen
Tugenden dieser Zeit“. In der Kulturepoche,
die den Übergang vom Mittelalter in
die Neuzeit markierte, scheint der gemalte
Jüngling ein solches Idealbild zu sein. Für
jenes Abbild, das durch seine Einfachheit
fasziniert, gab Botticelli die damals vorherrschende
Praxis des in Italien üblichen
Profilbildes auf und malte den jungen
Mann nahezu in Frontalansicht. Wen
das Bildnis zeigt, ist bis heute in der Forschung
ungeklärt. Es wird gemutmaßt,
der Porträtierte stamme aus dem Umfeld
des damaligen Regenten und Kunstmäzens
Lorenzo de Medici, der Sandro Botticelli
besonders schätzte und förderte.
Der hohe Verkaufspreis bei Sotheby’s
lag aber nicht nur an der hohen Qualität
des Porträts und daran, dass Botticelli
eine Marke ist, sondern auch an
der Vorgeschichte. Dabei war das Porträt
zunächst über Jahrhunderte weitgehend
unbekannt. Es heißt, das Gemälde
wurde im 18. Jahrhundert von einem
britischen Adligen, einem Vorfahr von
Lord Newborough, in Florenz erworben
und nach Wales gebracht. Erst in den
1930er-Jahren wurde es einem kleinen
Kreis von Kunstkennern bekannt und
ging an einen Privatsammler über. Dessen
Erben gaben es 1982 bei Christie's
zur Auktion, wo es der bisherige Eigentümer
für 810.000 Pfund ersteigerte. In
den vergangenen Jahrzehnten war das
Gemälde immer wieder in berühmten
Museen wie der National Gallery in
London, dem Metropolitan Museum in
New York und der National Gallery in
Washington ausgestellt. Das letzte Mal
in Europa zu sehen war das Bild 2009
in der Botticelli-Ausstellung im Stedel-
Museum in Frankfurt. Vera König
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