„In 5 Jahren
könnte der
digitale Euro
kommen.“
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Es gibt eine Arbeitsgruppe, die die Entscheidung
der EZB zur Einführung eines digitalen
Euro vorbereitet. Wichtig ist festzuhalten: Der
digitale Euro ist aber keine Kryptowährung.
Wo ist der Unterschied?
Bürgerinnen und Bürger besäßen mit dem
digitalen Euro, falls er kommt, Forderungen
gegenüber dem Eurosystem. Das bedeutet
eine ganz andere Sicherheit, ähnlich wie beim
Bargeld. Bislang können die Bürger ihre Guthaben
auf Konten nur gegenüber Geschäftsbanken
geltend machen.
Dann wären Geschäftsbanken
bei Einführung des digitalen Euro
nur noch zweite Wahl. Kann das
funktonieren?
Das ist eine der Fragen, mit denen wir uns in
der Arbeitsgruppe beschäftigen. Wenn der digitale
Euro kommt, darf er keine Finanzstabilitätsrisiken
erzeugen. Die Geschäftsbanken
müssen weiter ihren Platz haben.
Wie weit sind Sie mit den Plänen?
Im Frühsommer will der EZB-Rat eine Entscheidung
fällen. EZB-Präsidentin Christine Lagarde
sagt, das Eurosystem könne in fünf Jahren den
digitalen Euro einführen.
Die Chinesen sind mal wieder schneller.
Die machen das schon.
China ist, wie wir hören, relativ weit und testet
seine digitale Währung bereits in vier Regionen.
Dort sind in den vergangenen Jahren zwei private
nationale Bezahlplattformen entstanden,
die zusammen mehr als eine Milliarde Kunden
haben: Alipay und WeChat Pay. Über diese Zahlungsdienstleister
lässt sich alles abwickeln, von
der Urlaubsreise bis zum Kauf eines Blumenstraußes.
Die chinesische Notenbank will diesen
Plattformen alleine nicht das Feld überlassen und
treibt deswegen das Projekt digitaler Yuan voran.
Wie sieht es anderswo in der Welt mit
digitalen Währungen aus?
Die USA und Russland sind in einem ähnlichen
Projektstatus wie wir. Briten, Schweizer und
Schweden beschäftigen sich damit. Auf den Bahamas
gibt es seit Oktober bereits den digitalen
Sand Dollar.
Kryptogeld, digitale Währungen –
stirbt das Bargeld langsam aus?
Das Eurosystem hat im vergangenen Jahr netto
rund 140 Milliarden Euro mehr an Banknoten
in Umlauf gebracht. Das spricht nicht dafür.
Aber: In der Corona-Pandemie haben viele
Bürgerinnen und Bürger ihr Bezahlverhalten
angepasst. Im Jahr 2020 haben bei den alltäglichen
Ausgaben bargeldlose Zahlungsmittel und
insbesondere Karten wesentlich an Bedeutung
gewonnen. Das hat eine Studie der Bundesbank
ergeben. Von allen erfassten Zahlungen an der
Ladenkasse und im Onlinehandel wurden demnach
30 Prozent mit einer Karte getätigt.
In der Zahlungsverhaltensstudie von 2017 lag
der Wert noch neun Prozentpunkte niedriger.
Gleichzeitig lag der Anteil der Barzahlungen
diesmal bei 60 Prozent, nach 74 Prozent vor
drei Jahren. Ob die Verhaltensanpassung in der
Pandemie letztlich Bestand hat, muss sich erst
noch zeigen. Aussterben wird Bargeld sicherlich
nicht. Das Bargeld ist ein Wertaufbewahrungsmittel,
das gerade in Krisenzeiten stark nachgefragt
ist; als Zahlungsmittel ist es weiterhin sehr
beliebt, verliert aber tendenziell an Bedeutung.
Schade?
Bargeld ist immer ein Stück Freiheit. Digitales
Geld dagegen hinterlässt digitale Spuren. Das
kann man begrüßen, weil es schwerer wird, es
missbräuchlich zu verwenden. Auf der anderen
Seite muss aber auch der Datenschutz der
Bürger erhalten bleiben. Das wurde auch in der
öffentlichen Konsultation des Eurosystems zu
einem digitalen Euro deutlich. Unsere Umfragen
zum Zahlungsverhalten zeigen, dass auch
das Alter eine wichtige Rolle spielt. So wird in
der Altersgruppe der 25- bis 34jährigen am seltensten
mit Bargeld gezahlt, am meisten bei den
Personen über 65 Jahren.
Das Gespräch führte Oliver Stock
Foto ©Bundesbank – Balz Burkhard