Lebensart
DIE TEUERSTEN
SPIELKARTEN
DER WELT
Um die Jahrtausendwende wurden
sie millionenfach auf Schulhöfen
getauscht. Heute sind einige der insgesamt
ein Vermögen wert – und werden
Tag um Tag teurer.
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über 7.000 Pokémon-Karten
einmal das eigene Haus bis in den letzten Winkel
durchkämmen, um vielleicht irgendwo einen verstaubten
Pikachu zu finden.
Über 300.000 Euro für eine
einzige Karte
Hunderttausende Euro werden inzwischen für
eine einzige Pokémon-Karte bezahlt. Ein zu
Schulzeiten unter den argwöhnischen Blicken der
Eltern erworbenes Pokémon kann nun also für ein
Vermögen reichen. Zumindest in der Theorie.
Die Realität sieht freilich etwas anders aus. Wie
auch bei zahlreichen Comics, sind es seltene, spezielle
Sonderkarten-Versionen, die das Portemonnaie
füllen. Bei diesen kommt es dann auch noch
auf den Zustand, sprich den PSA-Wert, an. Die
höchste Note ist die zehn und die gibt es nur für
Karten ohne die kleinste Verunreinigung.
Passen Zustand und Seltenheit, geht es aber
schnell in die Zehntausenden. Die aktuell zehntwertvollste
Karte ist ein besonderes Karpador,
welches 1998 auf einem Turnier als Belohnung
für mindestens ein gewonnenes Duell ausgegeben
wurde. Im Oktober 2020 wurde es auf eBay für
knapp 42.000 Euro verkauft. Im Vergleich zu den
drei teuersten Karten, ist das aber noch günstig.
Für den Pikachu Illustrator, lange Zeit die wertvollste
aller Spielkarten, wurden rund 162.000
Vor wenigen Jahren, da durchstreiften Heerscharen
junger Menschen auf einmal die Parks
des Landes und erkundeten sie bis in den letzten
Winkel. Den Blick dabei stets konzentriert nach
unten auf das Smartphone gerichtet. Hier und
da blieben sie stehen, dann ging es wieder zurück
oder noch einmal von vorne los. Die Vermutung,
dass Google Maps verrückt spielte, lag nahe. Dabei
waren es schlicht digitale Pokémon, die sich
auf offener Straße versteckten und die sammeln
konnte, wer die Pokémon -Go App auf seinem
Smartphone installierte.
Die längst in Vergessenheit geratenen Pokémon,
um die in Form von Spielkarten zur Jahrtausendwende
ein regelrechter Hype entstanden war, waren
so plötzlich wieder in aller Munde.
Inzwischen ist auch das Geschichte und der
zweite Hype um die japanischen Fantasiewesen
wieder beendet. Doch er dürfte einen großen
Anteil daran haben, dass es nun einen dritten
Hype gibt, der sich wiederum um die ursprünglichen
Spielkarten dreht. Und der nur noch wenig
mit dem Spiel an sich oder jugendlichem
Kartensammeln zu tun hat, sondern in erster
Linie mit sehr viel Geld.
Pokémon-Karten nämlich sind inzwischen begehrte
Spekulationsobjekte, was dazu führt, dass
nun Heerscharen junger und älterer Menschen auf
Foto © pokemon-karten-glurak-holo-Qaee
Euro gezahlt. „Vergeben wurde die Karte ursprünglich
an die drei Gewinner, sowie zwanzig
weiteren Teilnehmer mit besonders guten Zeichnungen
beim ersten Illustration-Wettbewerbs zwischen
1977 und 1978 in Japan“, heißt es auf dem
Online-Portal „ingame“.
Noch teurer ist inzwischen die Prototyp-Karte
des Turtok. Für 255.000 Euro wurde die Karte
bei einer Auktion versteigert. Die Karte ist eine
von zwei Testkarten, die quasi in der Konzeptphase
gedruckt worden sind und deshalb auch
eine leere Rückseite haben. Von der zweiten fehlt
bislang jede Spur.
Die aktuell teuerste Pokémon-Karte ist aber die
erste Edition des Glurak Holo ohne Schatten. Für
rund 307.000 Euro wechselte sie zuletzt den Besitzer.
Der stolze Preis kommt zum einen von der
Beliebtheit der Glurak-Figur, die Jahr um Jahr auf
Rang eins der begehrtesten Pokémon landet. Was
die Ausfertigung aber besonders rar macht, ist ihr
Druckfehler, wodurch das Hologramm der Karte
keinen Schatten hat.
Es sind die Kleinigkeiten, die darüber entscheiden,
ob eine Pokémon-Karte wertvoll oder wertlos
ist. Und bei dem aktuellen Hype ist davon auszugehen,
dass auch dieser Rekordpreis für eine Karte
bald wieder Geschichte ist. Es lohnt sich also wohl
wie nie zuvor, auf Pokémon-Jagd zu gehen. OG