ZITAT DES MONATS
APHRORISMUS DES MONATS Foto © picture alliance/KEYSTONE | PETER KLAUNZER
schafft, seine Leidenschaft
mit seinem täglichen Leben
zu verbinden, ist es einfach
viel schwieriger, die
Energie für den Job
aufzubringen.“
Es gibt keine Sicherheit,
nur verschiedene Grade
7
Kopf des Monats
MEISTER
MIT REFORMAUFTRAG
Mark Branson
Ein Brite mit Schweizer Pass soll die
Finanzaufsicht in Deutschland leiten.
Die Besetzung signalisiert: Hier gibt
es einen Neuanfang. Dem Finanzplatz
Deutschland kann das nur helfen.
In der Schweiz, wo es an der Spitze der großen
Unternehmen des Landes nichts Ungewöhnliches
ist, wenn ein Nicht-Schweizer dort steht, kam er
Quartal für Quartal nicht drumherum: Als Kommunikationschef
der Großbank UBS organisierte
Mark Branson die Presse- und Analystenkonferenzen.
Er setzte seine Chefs ins rechte Licht. Das
wurde zunehmend kompliziert, denn erst kippte
das Schweizer Bankgeheimnis, was dem größten
Schweizer Vermögensverwalter, eben der UBS,
Kopfzerbrechen bereitete, und dann brach die
Finanzkrise los und schwemmte die gesamte Führungsspitze
der Großbank fort. Da war Branson
allerdings schon nicht mehr in Zürich, sondern
beobachtete die Misere von einiger Entfernung
aus Japan, wo er die dortige Einheit der Großbank
leitete. 2010 dann, die von Banken wie der
UBS ausgelöste Finanzkrise kochte noch immer,
kam der Rollentausch: Branson nahm auf der
anderen Seite des Schreibtisches Platz. Der heute
53jährige wechselte aus der Bankenwelt ins Reich
der Aufseher. Und von der Schweizer Swiss Financial
Market Supervisory (Finma) kommend,
landet der gebürtige Brite und Weltenbürger jetzt
bei einer der deutschesten Behörden, die dieses
Land zu bieten hat: der Bundesanstalt für Finanzaufsicht.
Im Sommer soll er dort anfangen.
Die Behörde ist vom Ungemach verfolgt, das
allerdings ihre früheren Chefs selbst angerichtet
haben. Sie hat im Februar 2019 nach ersten kritischen
Berichten der „Financial Times“ über Wirecard
Leerverkäufe auf Wirecard-Aktien untersagt,
was letztlich der Schwindelfirma und ihren
Managern noch länger erlaubte, ihr Machwerk zu
betreiben. Die schöne Geschichte des modernen
Zahlungsdienstleisters, der international erfolgreich
in den Dax aufgestiegen war – das Personal
der BaFin um deren Chef Felix Hufeld wollte
sie nicht kaputtmachen. Damit allerdings nicht
genug: Während die BaFin sich schützend vor
Wirecard stellte, handelten die Mitarbeiter der
Behörde munter mit Aktien des Skandalunternehmens,
das sie gerade beaufsichtigten. Hufeld
und seine Stellvertreterin Elisabeth Roegele schoben
diesen Aktionen auch dann keinen Riegel
vor, als die gesamte Wirecard-Misere längst für
alle sichtbar aufgeflogen war. Ihrem obersten
Dienstherren, Finanzminister Olaf Scholz, blieb
am Ende nichts anderes übrig, als das Spitzenpersonal
der BaFin zu feuern. Anderenfalls wäre
sein eigener Stuhl wackelig geworden. Er wolle
international suchen und die besten Nachfolger
finden, ließ Scholz nach dem Rauswurf verlauten.
Vor diesem Hintergrund, so schrieb es diese Woche
die Neue Zürcher Zeitung (NZZ) symbolisiere
die Berufung eines Bafin-Präsidenten, der
mit Tätigkeiten in Zürich, London und Tokio
internationale Erfahrung gesammelt hat, aber weder
aus Deutschland stammt noch mit der hiesigen
Finanz- oder Politikszene verbandelt sei, den
nötigen Neuanfang besser als jede Nominierung
eines Vertreters der deutschen Finanzwelt. Die
Schweizer, die Branson nun ein wenig nachtraueren,
bezeichnen ihn als unparteiischen, strikten,
aber technologieneutralen und innovationsfreundlichen
Aufseher. Leicht wird sein Job nicht:
Branson muss jene Reform der BaFin umsetzen,
die der Finanzminister angekündigt hat. Die betuliche
Behörde ist Teil der deutschen Misere,
die darin besteht, dass nicht mehr eine Bank von
Weltrang in einer der größten Volkswirtschaften
der Welt zu Hause ist. „War die Finma sein Gesellenstück,
folgt für Branson nun die deutsche
Meisterprüfung“, schreibt die NZZ. Oliver Stock
„Das ist meine
Leidenschaft. Und
wenn man es nicht
David Solomon,
Chef von Goldman Sachs,
legt in seiner Freizeit gerne Platten auf.
der Unsicherheit.
Anton Pawlowitsch Tschechow
(1860 - 1904)
DIE REICHSTEN MENSCHEN DER WELT
177
Jeff
Bezos
in Mrd. US-Dollar
97
Mark
Zuckerberg
124
Bill
Gates
150
Bernard
Arnault
151
Elon
Musk
Quelle: „Forbes“, Stand: April 2021