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wählen. Bei der Union zum Beispiel sind jeweils
ein Drittel des Potenzials die bisherigen
FDP- und Grünen-Wähler. „Wenn ich jemanden
gewinnen möchte, muss ich schauen, wen
ich zukünftig ansprechen möchte. Die Zielgruppe
zu erreichen, ist das Entscheidende“,
erklärte Binkert. „Aber auch, die Wähler
nicht zu vergraulen.“ Neben dem Potenzial
fragt das INSA-Institut auch ab, welche
Partei man grundsätzlich gar nicht wählen
würde. Beim Politikerranking steht Angela
Merkel auf Platz eins, Markus Söder auf
Platz zwei, Winfried Kretschmann auf Platz
drei und Sahra Wagenknecht auf Platz vier.
Auffällig: Bei der Frage nach dem Kanzlerwunsch
antwortet jeder Dritte, dass er sich
keinen der drei Kandidaten Laschet, Scholz
oder Baerbock vorstellen kann. Bei der Kanzlererwartung
hingegen liegt Baerbock (26%)
vor Laschet (22%) und Olaf Scholz (10%).
„Als wir das das erste Mal abgefragt haben,
war Laschet in der Erwartung noch vorne“,
erklärte Binkert. Gefragt nach dem Wunsch
im Wahljahr antworten die Befragten so: Die
Union in der Führung der Bundesregierung
wünscht sich jeder Vierte, die Grünen in der
Führung der Bundesregierung jeder Fünfte.
Einen Vorgeschmack darauf, wie hitzig das
politische Duell auf Bundesebene in den
kommenden Monaten werden kann, gab der
„ntv-Talk“, eine Elefantenrunde mit den Politikern
Volker Wissing (FDP), Lars Klingbeil
(SPD), Katrin Göring-Eckardt (Grüne) und
Alexander Dobrindt (CSU). Doch was werden
die Themen des Wahlkampfs sein? Göring
Eckardt ist sich sicher, dass die Bewältigung
der Klimakrise das Hauptthema sein
wird. Dobrindt erkennt neben der Klima-
Frage auch die Frage des neuen Wohlstands.
Wissings Frage lautet dagegen: „Wenden wir
uns wieder der Sozialen Marktwirtschaft zu
oder wenden wir uns weiter ab?“ Für Klingbeil
steht hingegen ein „Zukunftswahlkampf
“ an, zur Zukunft Deutschlands wie
zum Beispiel neue Jobs. Die Politiker spüren
die Wechselstimmung im Land. „Es ist
ein großer Bruch, der uns bevorsteht“, sagte
CSU-Politiker Dobrindt über das Ende der
Ära Merkel nach 16 Jahren. Laut SPD-Mann
Klingbeil steht „eine historische Wahl“ bevor,
da kein Amtsinhaber mehr antritt. Wissing
meinte: „Die Menschen wollen eine Modernisierung
des Landes, ich spüre eine Sehnsucht
nach Veränderung.“ Die Richtung des Landes
werde nach Merkel neu definiert. Göring-
Eckardt von den Grünen macht „eine große
Sehnsucht nach einem neuen Politikstil“ aus.
Die Menschen möchten „kein Auf-Sicht-Fahren
mehr“, sondern eine klare Richtung.
Ludwig-Erhard-Gipfel 2021
Katharina Schulze Annegret Kramp-Karrenbauer