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Am Ende ist es ein Mix aus viel Zyklik und ein
bisschen Technologie geworden. Der neue Dax
bleibt damit gleichzeitig auch der alte. Konjunktursensibel,
altindustriell, konservativ und
reich an Dividenden. Value statt Wachstum,
Sicherheit statt Risiko, Tradition statt Innovation.
Das muss kein Makel sein, ein mutiger
Aufbruch in ein neues Index-Jahrzehnt ist es
aber auch nicht. Eine ganze Reihe vielversprechender
Technologiewerte verweilen weiterhin
im nun um zehn Werte verkleinerten
MDax, während der Dax sich zwar insgesamt
verbreitert, aber eben hauptsächlich in bereits
gekannten Fahrwassern. Überhaupt entfallen
auf die zehn Aufsteiger nur rund 13 Prozent
des Index, wie die DZ-Bank ausgerechnet hat.
Davon wiederum entfällt mit fast fünf Prozent
der Bärenanteil auf Airbus, ein klassischer
Industriekonzern. Alle anderen „Neuen“ haben
zusammen einen geringeren Anteil als
der Industriegasekonzern Linde oder der Softwareriese
SAP.
„Die Reform war wegen der Blamage mit dem
‚Luft‘-Unternehmen Wirecard notwendig.
Durch die Erweiterung wird der DAX aber
nicht attraktiver“, ist Manfred Schlumberger,
Protfoliomanager bei StarCapital, entsprechend
unzufrieden. „US-Aktienindizes
sind viel attraktiver als ihre europäischen
Pendants, weil sie einen sehr hohen Anteil in
zukunftsträchtigen Branchen wie Technologie
und Kommunikation haben. Der MDax
wird durch die Reform leiden.“ Tobias Stöhr,
Börsenexperte bei Spectrum Markets hält dem
entgegen, dass die Aufstockung wohl nur „ein
erster Schritt in einer Reihe weiterer Anpassungen“
sei, die die Attraktivität des Dax auf
Dauer steigern würden. Darüber hinaus könne
sich die „Verkleinerung des MDax zu einem
großen Vorteil für den Nebenwerte-Index
erweisen“.
Über Sinn und Notwendigkeit des neuen Dax
lässt sich also weiter streiten. Fakt ist: Seit
Freitag gibt es ihn und mit ihm zehn Aktien,
denen nun allemal ein neues Maß an Aufmerksamkeit
zuteil wird. Allein schon, weil
zahlreiche Indexfonds, die Aufsteiger mit in
ihr Portfolio aufnehmen müssen. Aber auch,
weil erste Liga eben nicht nur im Sport, sondern
auch an der Börse etwas anderes ist, als
zweite Liga. Das Spielfeld glänzt ein bisschen
mehr, die Spieler stehen öfter am Mikrofon
Foto © picture-alliance/ dpa | epa Tannen Maury