Aktien & Märkte
Keine Ausbrüche erwartet
Stark gestiegene Preise an den Tankstellen
und höhere Rechnungen für Strom, Gas und
Heizöl: Die Energiemärkte spielen verrückt
und Verbraucher merken das im Geldbeutel.
Laut dem Vergleichsportal Verivox habe sich
binnen des Jahres 2021 Energie um 35 Prozent
verteuert – „so stark wie noch nie seit der Jahrtausendwende“.
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Doch jetzt sprechen Experten
von einem „schizophrenen Mark“. Denn die
Ölpreise sind im November so stark gesunken
wie seit Ausbrauch der Corona-Pandemie nicht
mehr – nachdem Autofahrer Mitte November
noch Rekordpreise für Diesel und Benzin zahlen
mussten. Hintergrund der vergünstigten
Spritpreise ist der extreme Preisverfall am Ölmarkt.
Die Kehrtwende kam überraschend,
hatte WTI im Oktober doch noch ein Sieben
Jahres-Hoch markiert und war Brent auf
ein Drei-Jahres-Hoch geklettert. Viele Anleger
fragen sich jetzt: Steigt der Ölpreis wieder
oder fällt er gar auf das Vor-Corona-Niveau?
Die Deutsche Bank rechnet für Ende 2022 mit
einem Preis von 77 US-Dollar pro Fass Rohöl
der Nordseesorte Brent, aktuell liegt der Preis
bei rund 71 US-Dollar (Stand: 6. Dezember
1.750
US-Dollar je Feinunze prognostiziert
Chefanlagestratege der Deutschen Bank,
Ulrich Stephan, für Ende 2022.
2021). Es sei davon auszugehen, dass die Ölpreise
hochbleiben, da die OPEC+ das Angebot
weiterhin begrenzt. Zudem würde aus ökologischen
Gründen in diesem Bereich zukünftig
weniger investiert und gefördert werden. Trotz
hoher Nachfrage wird das langfristige Angebot
daher wahrscheinlich weniger stark ausgebaut.
Ähnlich schätzt auch die Landesbank Baden-
Württemberg (LBBW) die Entwicklungen ein.
Sie rechnet mit einem Preis von etwa 75 USDollar
für ein Fass Brent bis Ende 2022. Die
Wirtschaftsweisen erwarten in ihrem jüngsten
Gutachten, dass die hohen Energiepreise noch
weit in das Jahr 2022 hineinwirken, vom Frühjahr
an dann „kräftig zurückgehen dürften.“ Sie
verweisen bei dieser Prognose auf Marktdaten
der Europäischen Energiebörse EEX, wonach
sich die Preise für Terminlieferungen ab April
im Vergleich zum gegenwärtigen Niveau etwa
halbieren.
Vom „schwarzen Gold“ zum echten Gold.
Während die Corona-Krise gleich Anfang
2021 das Edelmetall auf ein Jahreshoch von
1.949,48 US-Dollar führte, stagnierte der
Preis mit ein paar Schwankungen im Jahresverlauf
weitestgehend wieder auf einem
niedrigen Niveau, bevor es Ende des Jahres
– nämlich im November – nochmal aufwärts
ging. Für 2022 hoffen Optimisten auf eine
Kursrallye – schließlich würde Gold als Inflationsschutz
stark nachgefragt. „Meiner Ansicht
nach ist Gold nicht der Renditebringer
der Stunde. Es gehört eher wegen seines Absicherungscharakters
gegen Rückschläge an
Aktienmärkten oder Marktturbulenzen ins
diversifizierte Depot“, trübt der Chefanlagestratege
der Deutschen Bank Ulrich Stephan
die Hoffnung der Gold-Fans. Steigende Zinsen
sprechen eher für Gegenwind. Entsprechend
prognostiziert Stephan für Ende 2022
einen Preis von 1.750 US-Dollar je Feinunze.
Auch die LBBW rechnet damit, dass Gold etwas
von seinem Glanz verlieren dürfte – vor
allem, weil die physische Nachfrage von den
Erzeugern mehr als erfüllt werden kann. Laut
der Landesbank dürfte der Preis seitwärts
tendieren. Steigende Goldkurse sind meistens
auch ein Krisenphänomen. In wirtschaftlich
unsicheren Zeiten setzen Anleger auf
das Edelmetall. Jetzt – da sich das Ende der
Pandemie dank der Impfstoffe – abzeichnet,
schichten viele Anleger vom Gold in Aktien
um. Dieser Trend dürfte anhalten.
Rohstoffe: Öl und Gold
WTI-Öl - Endlos-Future (CME) in US-Dollar Stand: 11.12.2021 Goldpreis in US-Dollar und in Euro Stand: 11.12.2021