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mag, sich „wichtig zu machen“, gilt seit Jahren
als „das Auge der Berliner Republik“. Keine
kam Merkel in den letzten Jahren näher, keine
hat die 1954 in Hamburg geborene und später
in Templin in der Uckermark aufgewachsene
Politikerin eindrucksvoller gezeichnet. Doch so
sehr sich eine vertraute Nähe zwischen den beiden
Frauen hinter und vor der Kamera aufgespannt
hat, Chaperon, die in Farbe fotografiert
und über eine besondere Gabe der Inszenierung
verfügt, ist bescheiden geblieben. Die gelernte
Fotografin, die mit 14 Jahren ihre erste Kamera
bekam, verfügt über den Charme des „Augenblicks“
und über die große Gabe, zur rechten
Zeit den Auslöser zu drücken. Ihre Bilder brillieren
durch dramatische Tiefenschärfe, sind
zuckrig und hart zugleich – und ihre Porträts
von Merkel sind ikonisch.
Die Bundeskanzlerin und ihre
Fotografin.
Hinter die Kulissen der Macht zu schauen –
ist ein Faszinosum. Doch die Kunst bleibt die
Inszenierung. Chaperon verpackt in ihren Bildern
mit französischem Esprit Ästhetik und
politische Botschaft auf charmante Art, bringt
Ungelenkes in Form, schmeichelt in ihren Aufnahmen
und präzisiert das Wesentliche auf den
Punkt. Porträts von Thomas de Maizière, Hermann
Gröhe, Wolfgang Schäuble und Manuela
Schwesig sind einzigartige Aufnahmen, die den
Wesenskern der Fotografierten und ein Stück
Seele in die kurzweilige Ewigkeit des Bildes
zaubern.
Ob bei Beratungen mit den mächtigsten Politikern
der Welt hinter verschlossenen Türen,
bei Staatsbesuchen in Krisengebieten bis hin
zu vertrauten Gesprächen mit der Familie und
mit Bürgerinnen und Bürgern – Chaperon, die
einerseits „Augen-Blicke“ fokussiert, andererseits
bewusst durchdachte Inszenierungen zu
ihrem künstlerischen Repertoire zählt, immer
sucht sie nach dem besonderen Moment, nach
der Ausnahme in der Routine, nach dem, was
das Situative in seiner Einmaligkeit zeigt und
das zum Strahlen bringt, was Sekunden später
Angela Merkel in Binz an der Ostsee.